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In den Kaffee gespuckt. Die Kölner Fans kritisieren die Personalpolitik von Michael Meier (r.) – das schmeckt ihm gar nicht. Fotos: dpa, Reuters

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Sport: Karneval ist vorbei

Nach dem Debakel im Derby gegen Gladbach steht Kölns Manager Michael Meier unter Druck

Den besten Spruch zum Spiel lieferte Michael Trippel. Das 0:4 des 1. FC Köln gegen Borussia Mönchengladbach war gerade amtlich, als der Stadionsprecher der Kölner die Zuschauer mit einem gezielten Hinweis ins Rest-Wochenende entließ. „Das war eine der kürzesten Karnevalssessionen, die Köln je erlebt hat“, sagte Trippel mit einer Stimme zwischen Trauer und Drama und erklärte zwei Tage nach dem Elften im Elften, es sei nun „schon Aschermittwoch“. Dann knipste er sein Mikrofon aus.

Die Niederlage gegen den rheinischen Rivalen machte die Kölner Apokalypse perfekt. In der vergangenen Woche hatte der Verein seinen aktuellen Schuldenstand öffentlich mit 24,1 Millionen Euro beziffert. Und nach dem Sturz auf den letzten Tabellenplatz der Fußball-Bundesliga ratterten in der Stadionloge von Wolfgang Overath die Rollläden runter – der entsetzte Präsident und seine Mitstreiter schritten umgehend zur Krisenklausur.

Der nächste Aschermittwoch steht schon vor der Tür. Für Mittwoch ist die Jahreshauptversammlung des Klubs terminiert. Die Verantwortlichen, allen voran Manager Michael Meier, dürfen sich auf 2000 aufgebrachte Vereinsmitglieder und viele unangenehme Fragen gefasst machen – wobei sie auf eine schon am Abend des Derbydebakels eine Antwort lieferten. Meier teilte den Fans mit: „Ich persönlich mache weiter – weil man nicht beim ersten Gegenwind einknicken darf.“

Vom ersten Gegenwind für Meier kann allerdings keine Rede sein. Die Pokalpartie gegen 1860 München Ende Oktober war zersetzt von grimmigen „Meier raus!“-Rufen, beim anschließenden Punktspiel gegen den Hamburger SV tauchte selbst im HSV-Block ein Transparent auf, auf dem sein Abgang gefordert wurde, und zur Einstimmung auf das Derby listete die Kölner Boulevardpresse Meier zudem die ganze Palette seiner – überwiegend misslungenen – Spielereinkäufe der vergangenen fünf Jahre auf. Mit dem Ergebnis, dass der Manager am Ende Autosuggestion betreiben musste, um sich zumindest ein klein wenig Vorfreude auf das Derby zu verschaffen.

Der mühsam erarbeitete Optimismus wurde vom Kölner Dauerregen fulminant davongerissen. In der ersten Halbzeit durften die Gastgeber ihre Angriffe immerhin auf jener Spielhälfte vortragen, die deutlich weniger Pfützen aufwies. Die Kölner nutzten zwar ihren erkennbaren Vorteil vor der Pause zu einem engagierten Vortrag – aber nicht zu Toren.

Ganz anders die Gladbacher. Die vier Tore seiner Mannschaft nach der Pause verlangten Trainer Michael Frontzeck sein ganzes diplomatisches Geschick ab: „Ich hoffe, dass wir dieses Derby auch in der nächsten Saison erleben. Denn beide Vereine haben das Potenzial, die Klasse zu halten.“ Den Kollegen Frank Schaefer konnte dieser übertrieben freundliche Hinweis jedoch nicht ermuntern. Seinen beiden Pflichtspielsiegen zum Start folgten zwei Niederlagen. „Das war ein Tiefschlag“, sagte Schaefer nach dem 0:4, „ insbesondere für die Spieler.“

Auch der kühne Traum, mit dem langjährigen Nachwuchscoach eine günstige Ideallösung gefunden zu haben, ist damit wohl geplatzt. Dennoch bleibt Schaefer vorerst Cheftrainer. „Wir haben das ja nicht vom heutigen Ergebnis abhängig gemacht. Es geht weiter mit Frank Schaefer in der besprochenen Form“, sagte Meier. Ein erneuter Trainerwechsel könnte auch ihm zum Verhängnis werden.

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