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Sport: Karten zu verkaufen

Das Interesse an Tennis lässt nach: Die Zuschauerzahlen bei den German Open in Berlin beweisen es

Am Freitagmorgen hatte sich kurzzeitig die Sonne verabschiedet, die den German Open in der vergangenen Woche stets die Treue gehalten hatte. Es tröpfelte, was vielleicht der Grund war, warum sich ein Besucher auf den Sockel der Anzeigetafel hinter dem Centre Court setzte und ein Schild in die Höhe hielt: „Karten für Samstag und Sonntag zu verkaufen.“ Die aber gab es ohnehin noch reichlich an den Kassenhäuschen.

Immer weniger Zuschauer interessieren sich für die German Open. Inklusive Samstag kamen insgesamt 2100 Zuschauer weniger als im Vorjahr. Und das war schon nicht mehr so gut besucht. Kamen im Jahr 2001 noch 51 000 Tennisfreunde auf die Tennisanlage an der Hundekehle, waren es 2002 nur noch 44 400. Geht man davon aus, dass heute noch einmal so viele Zuschauer kommen wie am Samstag, so dürften die German Open 2003 nach dem Finale rund 42 800 Zuschauer melden. Das wäre ein Rückgang von 16 Prozent innerhalb von zwei Jahren. Eine Rechnung, die Eberhard Wensky kalt lässt. Der Turnierdirektor sagt: „Wir sind mit den Zuschauerzahlen zufrieden.“

Auch auf dem Publikumsgelände, wo die Turniersponsoren Champagner ausschenken, Nobelkarossen ausstellen oder Textilien verkaufen, ist der Zuschauerrückgang aufgefallen. „Man merkt schon, dass es ruhiger geworden ist“, sagt Ole Puck. Der Vorstandsassistent der Bekleidungsfirma Tom Tailor verkauft in einem weißen Zelt Tennisshirts. „Es sind aber nicht so wenig Zuschauer, dass wir unzufrieden wären.“

Dass die Tennisbegeisterung in Deutschland allgemein nachgelassen hat, ist bekannt. Die Einschaltquoten des Fernsehens weisen seit langem darauf hin. Nun sinken auch die Zuschauerzahlen bei den German Open. „Dass eine sportliche Topveranstaltung nicht immer ausverkauft ist, das ist eben so“, sagt Wensky, „beim FC Bayern sind in der Champions League auch viele Plätze leer.“ Erst zum Halbfinale, als die Spiele spannend wurden, kamen 500 Zuschauer mehr als im Vorjahr. Die fehlenden Überraschungen möchte Wensky jedoch nicht nicht für den Rückgang verantwortlich machen. „Wenn die Favoritinnen früh ausscheiden, heißt es, dem Turnier fehlen die Stars.“

Am Freitag war das Turnier so aufregend, dass im Presseraum das Fernsehprogramm umgestellt wurde. Das Match zwischen Justine Hénin-Hardenne und Wera Zwonarewa hatte ein Bediensteter weggeschaltet. Fortan lief bei den German Open der Damen ein anderes Programm: Boris Becker gegen John McEnroe.

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