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Ausgewechselt. Beim letzten Saisonspiel gegen 1860 München musste Allagui (l.) in der 62. Minute für Ronny weichen.

© dpa

Update

Kein Alleinunterhalter: Allagui bleibt hinter den Erwartungen zurück

Nach seinen beiden Treffern zu Saisonbeginn sitzt Sami Allagui bei Hertha BSC derzeit meist auf der Ersatzbank – dabei war er der teuerste Einkauf der Zweiten Liga.

Sami Allagui hat eine Gabe: Er kann völlig untertauchen und dann, bamm, aus dem Nichts ist er da. Seit Wochen macht der teuerste Sommereinkauf von Hertha BSC das, was Spieler in Berlin eben machen, wenn sie nicht spielen oder nicht gut spielen und die Leute über sie reden. Vom Platz gehen, den Kopf einziehen und zur Kabine eilen. „Nee, heute nicht“, antwortet Allagui berechenbar wie ein Schweizer Uhrwerk auf Fragen.

Aber dann, bamm, nach einem Testspiel mit Herthas U 23, war Allagui aus dem Nichts da. Der Deutsch-Tunesier hatte zwei Tore erzielt und plötzlich sprach er. Dass es hart sei auf der Bank zu sitzen, berichtete er, dafür sei er nicht gekommen. Gekommen ist Allagui, um 15 Saisontore in Liga zwei zu garantieren. So lautete das Anforderungsprofil, mit dem Hertha im Sommer einen Topstürmer suchte. Am Ende wurden es drei Angreifer, aber zwei spielen derzeit kaum.

Die Fragen nach Ben Sahar und Allagui nerven die Verantwortlichen bei Hertha mittlerweile sichtlich. „Der Mannschaftserfolg steht über allem, und da sind wir momentan sehr erfolgreich“, sagt Manager Michael Preetz. „Jeder Einzelne muss sich da unterordnen.“ Die Berliner sind seit sieben Spielen ungeschlagen und stehen auf Platz zwei. Ein Sieg beim VfL Bochum, ein weiterer in Braunschweig am Samstag nächster Woche und Hertha könnte gar Tabellenführer werden. Daher irritieren die Fragen nach Ersatzspielern auf den ersten Blick, wenn elf andere erfolgreich kicken.

Aber es ist eben auch so, dass Allagui in der öffentlichen Diskussion nicht einfach völlig untertauchen kann. Er ist sozusagen der Javier Martinez der Zweiten Liga, der mit Abstand teuerste Transfer der Saison. Gut 1,6 Millionen Euro hat Allagui gekostet, fast viermal so viel wie der zweitteuerste Spieler in Liga zwei. Etwa 450 000 Euro zahlte Kaiserslautern für Mohamadou Idrissou, der traf bisher viermal, doppelt so oft wie Allagui.

Dabei begann der 26-Jährige nicht schlecht, traf in den ersten beiden Heimspielen, aber eben dann nicht mehr; seit fast zwei Monaten nicht. Allagui spielt aber auch kaum noch, 397 Minuten waren es insgesamt, weniger als die Hälfte der möglichen Spielzeit. Entweder Allagui wird früh ausgewechselt, spät eingewechselt oder gar nicht erst aufgestellt. In Duisburg stand er schon an der Linie bereit, als Hertha traf. Allagui musste sich wieder setzen, ein Verteidiger kam. Es passt zu dem Eindruck, dass Allagui der Entwicklung hinterherläuft.

Als es bei ihm gut lief, lief es bei der Mannschaft nicht. Da spielte Hertha mit zwei Stürmern. Ohne ihn lief es besser, mit einer Spitze. Da setzt Luhukay, wenn er Kopfballstärke will, auf Sandro Wagner, oder, wenn er Konterschnelligkeit sucht, auf Adrian Ramos. Allagui fühlt sich mit Nebenmann wohler, beide Tore erzielte er mit Partner auf dem Platz. Zum Zielspieler ist er nicht berufen, er ist weder besonders schnell noch kopfballstark, kann kaum einen Gegenspieler ausdribbeln und ist für Kombinationsspiel nur bedingt zu haben. Er ist ein Instinktspieler, gefährlich wie wenige im Strafraum, er taucht völlig unter und ist dann, bamm, plötzlich da. So ein Spieler funktioniert gut, wenn die Mannschaft mühelos viele Bälle dahin kriegt, wo er zum Abschluss kommt – in den Strafraum. Bisher aber erarbeitet sich Hertha die Gelegenheiten noch hart und wenn der vorderste Mann nicht mitmüht, wird es schwer.

Doch betont Luhukay stets, dass Allagui noch wertvoll und seine Tore erzielen werde. „Wir haben ihn nicht für zwei oder acht Wochen geholt, wir planen über einen längeren Zeitraum mit ihm“, sagt auch Preetz, „es gibt überhaupt keinen Zweifel an ihm, im Gegenteil.“ Vielleicht spielt Allagui ja in Bochum, da Ronny grippegeschwächt nur auf der Bank sitzt. Er kommt aus dem Nichts und dann, bumm.

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