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Sport: Kein Grund nicht zu feiern

Hertha BSC verliert als Aufsteiger 1:2 gegen 1860 München und wird trotzdem von den Fans bejubelt

Berlin - Am Ende waren aus den Aufsteigern wieder ganz normale Verlierer geworden. Sie standen im und um den Mittelkreis, jeder für sich, den Kopf Richtung Süden. Kurz darauf trafen endgültig zwei Welten aufeinander, die nicht zusammenpassen wollten. Die Fußballer von Hertha BSC, die gerade 1:2 (0:0) gegen den TSV 1860 München verloren hatten, machten sich pflichtgemäß auf zur Ehrenrunde, die Geraden waren schon reichlich ausgedünnt, in der Ostkurve aber wurden die Verlierer, die ja eigentlich Aufsteiger sind, ausgiebig gefeiert. Doch Herthas Spieler verfolgten das skurrile Schauspiel wie unbeteiligte Beobachter. „Das war schon ein stranges Gefühl, in der Kurve zu stehen und diese Niederlage, im Prinzip, zu feiern“, sagte Peter Niemeyer. Den Spielern fiel dies weitaus schwerer als ihren Fans.

Immerhin 57 829 Zuschauer wollten die Berliner bei ihrem ersten Auftritt als Eigentlich-nicht-mehr-Zweitligist sehen. Die Stimmung war prächtig, noch dazu hätte sich Hertha mit einem Sieg vorzeitig die Zweitliga-Meisterschaft sichern können. „Die Mannschaft wollte“, sagte Trainer Markus Babbel. „Aber die Gier hat gefehlt. Wir haben es nicht geschafft, so aufzutreten, wie man auftreten muss, wenn man Meister werden will.“ Das war umso ärgerlicher, als die Berliner nach der 0:1-Niederlage aus dem Hinspiel noch etwas gutzumachen hatten. Doch die Gastgeber wirkten bei ihren Offensivbemühungen nicht immer so entschlossen, wie es nötig gewesen wäre.

Die erste Chance hatten die Gäste aus München. Gabor Kiraly, der frühere Berliner im Tor der Sechziger, spielte schon nach zwei Minuten mit einem Abschlag Benjamin Lauth frei, dessen Schuss aber ging knapp am Tor vorbei. Auf der anderen Seite hatte Hertha Pech, dass Schiedsrichter Florian Steuer ein Handspiel von Benjamin Schwarz am Fünfmeterraum nicht ahndete. Kurz vor Schluss, bei ihren finalen Bemühungen um den Ausgleich, hätten die Berliner nach einem Foul von Aygün an Domowtschiski auf jeden Fall einen Elfmeter bekommen müssen. Das vermeintliche 2:2 in der Nachspielzeit aber wurde wegen Abseits zu Recht nicht anerkannt.

Klare Chancen erspielte sich Hertha zu selten. In der ersten Halbzeit traf Lewan Kobiaschwili aus aussichtsreicher Position das Außennetz, Raffael, der beim Spiel in Aue wegen seiner fünften Gelben Karte gesperrt ist, verfehlte mit einem Schuss aus stattlicher Distanz knapp das Ziel, genauso wie später mit einem Heber über Kiraly. Die beste Gelegenheit aber eröffnete sich nach einer knappen halben Stunde den Münchnern. Nachdem Herthas Torhüter Maikel Aerts einen Eckball unterlaufen hatte, beförderte Patrick Ebert den Ball zurück in die Mitte, Dominik Stahl köpfte aufs Tor – doch Kobiaschwili klärte auf der Linie. Aerts wirkte in dieser Szene nicht zum ersten Mal in der Saison unsicher. Hertha verhandelt nun mit Bayerns Thomas Kraft (siehe Kasten).

Nach einer Stunde spielten die Gastgeber dann energischer. Christian Lell setzte sich auf der rechten Seite durch, er flankte in die Mitte, wo Necat Aygün vor Pierre-Michel Lasogga klären wollte und den Ball dabei zum 1:0 für Hertha ins eigene Tor lenkte. Drei Minuten später, nach einem Freistoß von Benjamin Lauth, war es auf der anderen Seite ähnlich: Nach einem Duell zwischen Aygün und Lasogga landete der Ball im Tor der Berliner – wieder wurde der Treffer dem Münchner Verteidiger zugesprochen. Nach dem gleichen Muster versuchte es Lauth aus ähnlicher Position ein zweites Mal, der Ball rutschte bis zum langen Pfosten durch, weil Herthas Innenverteidiger Roman Hubnik erfolgreich und wohl regelwidrig geblockt worden war, und diesmal vollendete Stefan Buck zum 2:1. Herthas Spieler ärgerten sich glaubhaft über den Treffer und die Niederlage, die Fans in der Ostkurve sangen: „Nie mehr Zweite Liga!“ Später zogen viele von ihnen zum Kurfürstendamm und feierten dort ausgiebig weiter.

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