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Sport: Kein Rhythmus, nirgends Der FC Bayern spielt schön – doch etwas fehlt

Zwei Tore aus drei Spielen sind zu wenig. Ebenso vier Punkte, verbunden mit einem Tabellenplatz im Nirgendwo.

Zwei Tore aus drei Spielen sind zu wenig. Ebenso vier Punkte, verbunden mit einem Tabellenplatz im Nirgendwo. Die Bayern haben geahnt, dass es so kommen würde, dennoch „ist es nicht das, was wir uns vorgestellt haben“, sagt Philipp Lahm.

Fehlstart? Krise? In München wird meist schnell zu drastischem Vokabular gegriffen, doch die vergangene Saison hat die Kritiker vorsichtiger werden lassen: Aus einem Team, das sogar beim Aufsteiger Mainz verlor, wurde eines, das das Double gewann und ins Finale der Champions League vordrang. Daher lässt man Milde walten. „Es klafft eine Lücke zu Platz eins, doch fünf Punkte Rückstand sind im Moment noch zu verschmerzen“, sagt Sportdirektor Christian Nerlinger. Trainer Louis van Gaal hat den Begriff Fehlstart auf die Liste verbotener Wörter gesetzt: „Ich denke nicht, dass es einer ist. Wir spielen besser als vor einem Jahr.“ Damals machten die Bayern einen wirren Eindruck – heute sieht man ein Konzept und auch beim 0:0 gegen Bremen schöne Spielzüge. Allerdings sind sie nicht in der Lage, ihr aufwendiges Spiel ohne Ball auf dem Niveau von 2009/10 abzuliefern.

Wer oder was fehlt? Arjen Robben? Klar, der auch. Aber über den sprechen die anderen Spieler und die Funktionäre in diesem Zusammenhang nicht. Viel öfter hört man: „Es fehlt der Rhythmus.“ Was aber ist der spezielle Bayern-Rhythmus? „Es ist nicht nur physisch, es ist auch psychisch“, versucht Philipp Lahm zu erklären. Für Miroslav Klose ist es etwas, das nur im geregelten Spielbetrieb erfühlbar ist – und er verspürt ihn wohl noch nicht: „Wir sind noch in der Vorbereitung.“ Irgendwie ist der Rhythmus, dieser altgriechische Geselle, schuld, dass im Torabschluss nichts geht. „Es fehlt der Rhythmus, um das Tor zu machen zum 1:0“, erläutert Karl-Heinz Rummenigge.

Thomas Müller hat seine großen Momente, doch ihm misslingen derzeit viele kleine Dinge, die Ballannahme, die klaren Pässe – es scheint, als hätten die Rüffel der offensiven Mitspieler nach Müllers unabsichtlichem Ego-Schuss von Kaiserslautern leichte Verunsicherung bewirkt. Miroslav Klose war wieder fernab seines Länderspiel-Laufs, was allerdings vor allem an einer seltsamen Rollenverteilung lag. „Kann ich spielen, aber meine stärkste Position ist es nicht“, sagte Klose über seinen 45-minütigen Auftritt im Mittelfeld. Toni Kroos, der für ihn kam, wies nach, dass er für diese Stelle viel besser geeignet ist.

Nirgendwo ein Rhythmus – aber wer hat es zu verantworten? „Der Spielkalender“, sagt der Vorstandsvorsitzende Karl-Heinz Rummenigge giftig, „Von den 14 Spielern, die Louis van Gaal auf dem Platz hatte, waren zwölf zwei Wochen lang bei ihren Nationalmannschaften. Es kann nicht sein, dass nach einer WM die Trainer gezwungen sind, die Spieler für drei Länderspiele abzustellen, während man selbst erst zwei Spieltage hat.“ Der europäische Klubfußball werde sich das nicht länger gefallen lassen. Das ist freilich Zukunftsmusik (mit Rhythmus?), aktuell müssen die Bayern es hinkriegen, dass sie am Mittwoch für die Champions League ihr Taktgefühl zurückerlangen.

Günter Klein[München]

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