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Sport: Kein Torschrei im Netz

Auf www.bundesliga.de fiel die Übertragung der Fußball-Bundesliga aus – die Betreiberfirma hat Finanzprobleme

Berlin. Tom Bender hatte nichts mitbekommen. Der Sprecher der Deutschen Fußball-Liga (DFL) war gerade für ein paar Urlaubstage in Denver gelandet, als ihn schlechte Nachrichten aus Deutschland erreichten. Die bislang üblichen Übertragungen der Fußball-Bundesliga im Internet fielen am Wochenende aus. „Das überrascht mich“, sagte Bender am Samstagabend. „Davon war mir nichts bekannt, ehrlich.“

Fußballfans, die am Wochenende die Hörfunk-Übertragungen aus den Stadien vor ihrem Computer verfolgen wollten, fanden unter der Adresse www.bundesliga.de nur den Hinweis: „Leider muss die Live-Berichterstattung von den Spielen der Bundesliga und der 2. Bundesliga ausfallen.“ Gründe wurden nicht genannt. Nach Informationen des Tagesspiegel sind Finanzprobleme der Betreiberfirma Altus Media die Ursache des Ausfalls. Die Firma hätte es in den vergangenen Wochen versäumt, die Stadionreporter für ihre Arbeit pünktlich zu bezahlen, heißt es in DFL-Kreisen. Der Chef der Liga, Werner Hackmann, stützt diese Version. „Ich fürchte, dass die Mitarbeiter von Altus nicht bezahlt wurden“, sagte Hackmann dem Tagesspiegel.

Seit Saisonbeginn gab es immer wieder Gerüchte um eine Ende von Altus und bundesliga.de. Zuletzt versuchte die Liga, die einst die Hörfunkrechte der Spiele an Altus verkauft hatte, die Firma zu unterstützen. „Seit einigen Monaten geben wir eine Finanzspritze für Altus“, bestätigt Hackmann.

Von Ligakennern heißt es, dass Altus seit einem halben Jahr Zuschüsse von der DFL bekomme. Dabei soll es sich um 35 000 Euro pro Monat handeln. Verantwortliche von Altus, die diese Angaben bestätigen könnten, waren am Samstag nicht zu erreichen.

Anfang 2000 hatte Altus das Projekt bundesliga.de gestartet. Auf der Internetseite konnten Fans die Spiele 90 Minuten lang per Ton verfolgen – im Gegensatz zu den Radiosendern der ARD, die nur die Hälfte der Zeit berichten durften. Im Zuge des Internetbooms wuchs die Berliner Firma schnell, Altus hatte bald 90 Mitarbeiter, die auch Firmen-Konferenzen übertrugen und Seiten von Bundesligaklubs wie Hertha BSC gestalteten. Auch in den Stadien gab es immer mehr Mitarbeiter, zeitweise berichteten gar englischsprachige Reporter ins weltweite Netz. Refinanzieren konnte die Firma all das nicht – trotz einiger Verkäufe der Fußballberichte an das FAZ-Radio oder an rtl.de.

Nun sind die großen Zeiten vorbei. Bei Altus arbeiten noch etwa 25 Menschen, Tendenz abnehmend. Für Mitarbeiter und Reporter ist die Absage der Übertragung daher ein schlechtes Zeichen. Sie können sich nur mit dem Satz trösten, der am Wochenende auf die Seite gestellt wurde: „Die DFL bedauert, ihren Fans den Service nicht zur Verfügung stellen zu können – zumindest kurzfristig.“

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