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Sport: Keine Angst vor China

Christian Süß ist der Gewinner der Tischtennis-WM

Als Mister X hat Christian Süß die Mannschafts-Weltmeisterschaft begonnen und als großer Gewinner hat er sie beendet. Der 20 Jahre alte Tischtennisspieler sollte eigentlich nur dazu beitragen, dass in Bremen die Gleichung „Timo Boll plus X“ aufgeht. Süß war vor dem Turnier einer von vier gleichstarken Spielern in der Nationalmannschaft, die den nötigen dritten Siegpunkt beisteuern sollten, während der Weltranglistenzweite Boll für zwei Einzelsiege zuständig war. Jetzt hat sich Süß aber eine neue Rolle erspielt: Er ist die deutsche Nummer zwei.

Das ist eine Position von besonderer Bedeutung, denn nur mit einer starken Nummer zwei wird die deutsche Mannschaft irgendwann einmal ihr ganz großes Ziel erreichen: einen Sieg gegen die Regenten des Tischtennis aus China. In Bremen haben die Deutschen den Rückstand immerhin ein bisschen verkürzt. Das war in erster Linie Bolls Verdienst, der als einziger Spieler einen Chinesen besiegen konnte.

Bei der 1:3-Halbfinalniederlage gegen China zeigte aber auch Süß, dass er den besten Spieler der Welt in Bedrängnis bringen kann. Gegen Weltmeister Wang Liqin lag Süß in allen drei Sätzen vorne und ließ sich erst am Ende noch abfangen. „Da war er vielleicht ein bisschen zu gierig“, sagte Bundestrainer Dirk Schimmelpfennig. Seine Gesamteinschätzung über Süß ist jedoch eine andere: „Christian ist die positive Entdeckung der WM. Er hat sich als sehr zuverlässiger Spieler erwiesen und gezeigt, welches Potenzial er besitzt.“ Nur gegen China steuerte Süß keinen Punkt bei.

Mit der Einstellung, sich nicht so schnell zufrieden zu geben, ist Süß mit seinen 20 Jahren schon weit gekommen. Im vergangenen Jahr wurde er gemeinsam mit Boll bei der Einzel-Weltmeisterschaft Zweiter im Doppel – und das in Schanghai gegen ein tobendes chinesisches Tischtennispublikum. In Bremen kam Bronze mit der Mannschaft dazu.

Timo Boll wird von den Chinesen längst als gleichwertiger Spielpartner geachtet, das wird nun auch das Ziel von Christian Süß sein. Er erfüllt dafür hervorragende Voraussetzungen. Trotz seines Alters hat er schon einen erstaunlich kühlen Kopf und lässt sich von seinen Gegnern nicht einschüchtern. Seine Spielübersicht ist ausgezeichnet, sowohl mit der Vorhand als auch mit der Rückhand sind seine Schläge hart genug. In den vergangenen Monaten hat er stark an seiner körperlichen Verfassung gearbeitet. „Ich habe mit einem neuen Fitnesstrainer zusammengearbeitet“, sagt Süß. Das ist vor allem deshalb notwendig, weil Tischtennis immer athletischer wird und Süß am Tisch zwar meist dynamisch wirkt, bisweilen aber auch etwas schwerfällig.

Die Trainingsbedingungen für Süß werden sich noch in diesem Jahr weiter verbessern. Süß lebt in Düsseldorf und spielt dort für den deutschen Rekordmeister Borussia. Im Juni eröffnet der Deutsche Tischtennis-Bund dort sein neues Leistungszentrum. Düsseldorf wird dadurch für ausländische Spitzenspieler verstärkt zum Anlaufpunkt – und mittendrin ist Christian Süß.

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