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Sport: Keine Ruhe in Turin

NOK gibt nicht nach: Internationaler Gerichtshof soll sich jetzt mit dem Fall Steuer beschäftigen

Turin - Das Nationale Olympische Komitee (NOK) will im Fall des ehemaligen Stasi-Mitarbeiters Ingo Steuer den Internationalen Sportgerichtshof (CAS) anrufen. „Im Moment prüfen wir alle Möglichkeiten“, sagte NOK-Präsident Klaus Steinbach am Dienstag in Turin, wo am Freitag die Olympischen Winterspiele beginnen. Zugleich hat das NOK auch erste Schritte eingeleitet, um vor dem Berliner Kammergericht Berufung gegen die am Montag getroffene Entscheidung des Landgerichts einzulegen. Dieses hatte die einstweilige Verfügung des Eiskunstlauf-Trainers gegen seinen vom NOK verfügten Olympia-Ausschluss bestätigt.

Das NOK hat daraufhin zwar die Akkreditierung des Chemnitzers wieder aktiviert, will aber dennoch nicht nachgeben. „Das NOK hat sich für die Nichtnominierung eines Trainers entschieden, der sich unverantwortlich verhalten, keine Reue gezeigt und seinen Arbeitgeber, die Bundeswehr, belogen hat“, sagte Steinbach. „Das sind schwere Belastungskriterien, die nicht auf das Spielfeld des Fair Play passen.“ Deshalb werde nun geprüft, ob die Ad-hoc-Kammer des CAS angerufen werden kann. Offen ist, ob dieses Schnellgericht sich dafür überhaupt zuständig fühlt.

Der 39-jährige Steuer wurde mit den Paarlauf-Vizeeuropameistern Aljona Sawtschenko/Robin Szolkowy am Dienstagabend in Turin erwartet. Der Wettbewerb beginnt am Samstag. Steuer wird mit dem Duo ins olympische Dorf einziehen. „Aus sportfachlichen Gründen ist das sinnvoll. Aber er muss sich so verhalten, dass der Rest der Mannschaft nicht beeinträchtigt wird“, sagte Steinbach.

Scharf kritisierte er die Entscheidung des Berliner Landgerichts, das die Teilnahme von Steuer an den Olympischen Spielen als rechtens ansieht. Begründet wurde das Urteil damit, dass das NOK kein schriftliches Dokument des Beschlusses zur Nichtnominierung von Steuer vorgelegt habe. Zudem sei keine sorgfältige Ermessensüberprüfung der Stasi-Vorwürfe vorgenommen worden. „Die NOK-Mitglieder haben nach bestem Wissen und Gewissen einstimmig entschieden“, sagte Steinbach. „Der Richter hat versäumt, nach Sichtung der Unterlagen festzustellen, welche Unterlagen fehlen und dies mitzuteilen.“ Dies sei ein Ansatzpunkt für die Berufung vor dem Kammergericht, das aber wohl erst nach den Olympischen Spielen urteilen wird. Trotz der Ankündigung neuer rechtlicher Schritte hofft Steinbach, dass die Affäre nicht zu einer weiteren Belastung für das deutsche Team wird. „Das Thema ist von heute an für die deutsche Mannschaft erledigt.“

Der Vorwurf gegen das NOK, eine Stasi-Überprüfung von Steuer durch das Bundesinnenministerium vor der Verleihung des Silbernen Lorbeerblatts 1998 ignoriert zu haben, wurde durch das Ministerium selbst am Dienstag entkräftet. Die belastenden Informationen seien nur an das Bundespräsidialamt gegangen, das darauf die geplante Ehrung Steuers ablehnte. dpa

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