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Sport: Keine Zeit für Glaubwürdigkeit

Dejan Koturovic ist wieder da. Mit Schimpf und Schande hatte Alba Berlin seinen Centerspieler vor einigen Wochen weggejagt, nachdem er eigenmächtig seinen Sonderurlaub verlängert hatte.

Dejan Koturovic ist wieder da. Mit Schimpf und Schande hatte Alba Berlin seinen Centerspieler vor einigen Wochen weggejagt, nachdem er eigenmächtig seinen Sonderurlaub verlängert hatte. Nie mehr wollte der Deutsche Meister mit einem Profi zu tun haben, der die Mannschaft im Stich gelassen hatte. Gestern trainierte Koturovic wieder mit seinen alten Kollegen, die vielleicht bald auch die neuen sein werden. Alba will die Fitness des Jugoslawen überprüfen, schließlich hat Koturovic seit Juni nicht mehr gespielt. Nicht ausgeschlossen, dass Alba ihm einen neuen Vertrag anbietet.

In der Not frisst der Teufel Fliegen, und Albas Not ist derzeit groß. Siebenmal hat das von Siegen verwöhnte Ensemble seit Saisonbeginn schon verloren. In der Bundesliga liegen die Berliner nur auf Rang fünf - ein Debakel für den Meister der letzten fünf Jahre. Koturovics Nachfolger, der Tscheche Zidek, hat sich schwer verletzt, die Mannschaft kommt nicht in Tritt. Und der Klub nicht zurecht mit der Krise und der neuen Rolle, die ihm durch das eigene Schwächeln und und die erstarkte Konkurrenz zukommt. Das Team der in Deutschland einst Unbesiegbaren steht mittendrin statt obendrüber. Nun sucht Alba einen neuen Center. Es geht um Erfolg und Geld. Für Glaubwürdigkeit ist keine Zeit.

"Das Vertrauen leidet. Es geht einfach nicht, dass jemand nicht zur Areit erscheint." Das hatte Albas Vizepräsident Marco Baldi nach der Suspendierung im September gesagt. Koturovic wollte damals nach mehreren Operationen mit seinen eigenen Methoden an einem Ort seiner Wahl fit werden. Zunächst wurde er in seiner Heimat Belgrad gesichtet, später auf den Bahamas. Die Kollegen quälten sich derweil in Berlin, auch die übrigen Verletzten, für die es keine Sonderbehandlung gab und die auch keine beanspruchten. Irgendwann war Albas Geduld zu Ende. Es wurde, auch gegenüber den übrigen Spielern, ein Exempel statuiert. Zusammenarbeit mit einem exzellenten Spieler ja - aber nicht um jeden Preis.

Der Klub ließ sich nicht vorführen von seinem Angestellten. Er ließ sich nicht lächerlich machen. Nun macht Alba sich selbst lächerlich. Durch Inkonsequenz, dadurch, dass das eigentlich verschlossene Türchen wieder ein Stück geöffnet wurde. Es gibt mitten in der Saison kaum Centerspieler auf dem Markt, schon gar keine bezahlbaren. Ausnahme Koturovic. Eine Entscheidung über seine Wiederbeschäftigung sei noch nicht gefallen, heißt es. Aber Trainer Mutapcic sagt schon mal: "Dejan hat Einstellung gezeigt und ist nach Berlin gekommen." Man könnte auch sagen: Alba hat mit achtwöchiger Verspätung Koturovics Forderung nach Sonderbehandlung akzeptiert.

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