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Sport: Keirin: Die große Liebe lässt Fiedler im Stich

Zum Schluss wurde sogar Keirin olympisch, der in Japan so bliebte Kampfsprint. Und weil die deutschen Bahnfahrer nun einmal in allen Sätteln gerecht sind, holten sie auch in dieser neuen Disziplinen noch eine Medaille, die sechste in den sechs Tagen: Zwar "nur" Bronze.

Zum Schluss wurde sogar Keirin olympisch, der in Japan so bliebte Kampfsprint. Und weil die deutschen Bahnfahrer nun einmal in allen Sätteln gerecht sind, holten sie auch in dieser neuen Disziplinen noch eine Medaille, die sechste in den sechs Tagen: Zwar "nur" Bronze. Aber Jens Fiedler, der Olympiasieger von Barcelona und Atlanta, war auch mit diesem doppelten Metall im klassischen Sprint und im japanischen Keirin zufrieden. "Natürlich", gab er zu, "hätte ich gerne die fünfzehn Zentimeter noch zugelegt, um doch das Gold zu holen." Es hat nicht ganz gereicht. Denn der Weltmeister der beiden letzten Jahren konnte zwischen dem Schnellsten, dem Franzosen Florian Rousseau, und dem Australier Gary Neiwand nicht mehr durchschlüpfen. Für den zweiten Deutschen, Jan van Eijden aus Dudenhofen, ergab sich beim Endspurt nicht einmal mehr eine Lücke. Er wurde Fünfter.

Die beiden Deutschen waren in den beiden Vorrunden sicher ins Finale gespurtet und trafen hier auf stärkste und hochkarätige Konkurrenz: auf den bereits 34-jährigen Lokalmatador Gary Neiwand, Doppelweltmeister schon 1993, auf den mehrfachen Weltmeister Florian Rousseau, obendrein Olympiasieger von Atlanta im 1000-Meter-Zeitfahren, auf den Sprint-Olympiasieger Gary Nothstein (USA) sowie auf einen zweiten Franzosen, Frederic Magne.

Nach der Devise seines Trainers Karsten Schmalfuß, wonach er auf dieser Bahn nur von vorne gewinnen könne, eröffnete Jens Fiedler den Kampf sehr früh. Zu früh. Der 30-jährige Chemnitzer überholte den japanischen Dernyfahrer, noch ehe der Schrittmacher nach sechs Runden Einrollen den Endkampf für die letzten beiden Runden freigegeben hatte. Fiedler wollte mit dem Manöver schon auf der Gegengeraden seine fünf Gegner verunsichern, hatte sich aber verkalkuliert. "Ich hatte nicht damit gerechnet, dass so lange keiner angreift." Vergeblich habe er auf den sofortigen Gegenangriff gewartet, "der mich entlastet hätte". Also musste Fiedler lange vorne Tempo machen, wurde in der letzten Kurve abgefangen, kämpfte sich dann aber noch einmal mit gewaltigem Tritt nach vorne. Erst zu früh, dann zu spät: Die Taktik ging nicht auf. Die "große Liebe", wie der Sachse von diesem japanischen Nationalsport schwärmt, hat ihn diesmal im Stich gelassen.

Dennoch hatten die deutschen Bahnfahrer im olympischen Velodrom ordentlich abgeräumt: Zweimal Gold durch Robert Bartko und den Vierer, zweimal Silber durch Jens Lehmann und Stefan Nimke und zum Schluss zweimal Bronze durch Jens Fiedler - eine eindrucksvolle Bilanz, die der deutschen Olympia-Mannschaft die ganz große Pleite in der ersten Sydney-Woche ersparte.

Hartmut Scherzer

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