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Sport: "Kirch muss im Spiel bleiben"

Fritz Pleitgen (63) ist Intendant des Westdeutschen Rundfunks und Vorsitzender der ARD. Herr Pleitgen, der Medienunternehmer Leo Kirch hat offenbar massive finanzielle Probleme.

Fritz Pleitgen (63) ist Intendant des Westdeutschen Rundfunks und Vorsitzender der ARD.

Herr Pleitgen, der Medienunternehmer Leo Kirch hat offenbar massive finanzielle Probleme. Ist das für Sie ein Grund zur Freude?

Keineswegs. Das Verhältnis zwischen Kirch und der ARD ist durch ein lebhaftes Auf und Ab gekennzeichnet - aber auch durch gegenseitigen Respekt. Wir haben Kirchs Versuch gestoppt, ein Digitalkartell aufzubauen. Andererseits ist er bei der Auswahl eines einheitlichen Digital-Decoders auf unserer Seite. Und er ist unser Vertragspartner.

Zum Beispiel bei der Übertragung der Olympischen Spiele oder der Fußball-WM ...

Wir haben eindeutige Verträge. Kirch sendet Olympia auf Premiere, wir übertragen die Topspiele der Fußball-WM. Das ist für alle gut. Deshalb wünschen wir, dass Kirch im Spiel bleibt.

Vielleicht gäbe es aber mehr Wettbewerb auf dem deutschen Fernsehmarkt.

Wir haben einen gut funktionierenden Wettbewerb. Das duale System in Deutschland - ARD und ZDF auf der einen Seite sowie Kirch und RTL auf der anderen - ist in einer guten Balance. Wenn neue Wettbewerber wie Murdoch oder Malone auf den Markt kommen, wird diese Kultur Schaden nehmen. Beide haben radikal-kommerzielle Vorstellungen. Da ist mir Kirch lieber. In dieser Frage bin ich Patriot.

Das klingt nach Panik ...

Wir sind nicht in Panik, wir möchten nur einen stabilen Partner, damit die Übertragungen gesichert sind. Wir sind auch Unternehmer und mögen keine Unsicherheite

Es gibt aber Unsicherheiten. Immerhin streiten Sie sich mit Kirch um die Übertragungsrechte der Fußball-WM per Satellit.

Hier gibt es für uns keine Unklarheiten. Unser Vertrag mit Kirch ist eindeutig. Die analoge Satellitenübertragung erfolgt unverschlüsselt, Kirchs spanischer Vertragspartner, der Bezahlsender Via Digital, pocht jedoch auf Exklusivität. Das muss Leo Kirch klären.

Was passiert aber, wenn Kirch doch Pleite geht? Haben Sie für den Fall einen Notfallplan?

Wir warten nicht auf Beute. Kirch ist oft totgesagt worden, aber noch quicklebendig.

Aber Sie könnten sich die Rechte an der Fußball-Bundesliga sichern, wenn es bei Kirch nicht mehr weitergeht.

Wir haben überhaupt nicht die Mittel, kurzfristig für Kirch einzuspringen. Es geht ja hier um Hundert-Millionen-Beträge.

In der Bundesliga geht bereits die Angst vor einer Kirch-Pleite um. Die Manager suchen fieberhaft nach neuen Geldquellen.

Bei aller Liebe zur Bundesliga, wir können diese Quelle nicht sein. Wir haben einen umfassenden Programmauftrag, der nicht nur aus Sport besteht. Auch innerhalb des Sports müssen wir ein breites Angebot bereitstellen. Das reicht von Olympia über die Schwimm-WM bis zum Ski-Weltcup. Wir können nicht alles auf Fußball setzen.

Und wenn Sie höhere Einnahmen hätten? Uli Hoeneß und Rudi Assauer haben einen Euro mehr Gebühr für den Fußball gefordert.

Das ist ein schöner Vertrauensbeweis für die Fußball-Kompetenz der ARD. Aber eine Sonderabgabe für den Fußball wird der Kommission zur Ermittlung des Finanzbedarfs der öffentlich-rechtlichen Sender schwer zu vermitteln sein.

Herr Pleitgen[der Medienunternehmer Leo Kirch hat]

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