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Sport: Kleine Ferrari-Polonaise

Michael Schumacher siegt in Hockenheim vor Massa, Alonso nur Fünfter

Michael Schumachers Auftritt in Hockenheim erhielt ein würdiges, staatstragendes Ambiente. Schon vor dem Großen Preis von Deutschland hallte am Sonntag die Nationalhymne des Gastgeberlandes durch das nicht ganz gefüllte Motodrom, und ganz im Sinne des bei der Fußball-WM entdeckten Gemeinschaftsbewusstseins erregte das bei Schumacher und den Zuschauern einige Begeisterung. „Das hat mich schon ein bisschen stolz gemacht, die ganzen Fahnen und so“, sagte der Rekordweltmeister. „Ich bin froh, dass ich den Fans mit meinem Sieg etwas zurückgeben konnte.“

Gut eineinhalb Stunden später kam er nämlich erneut in den Genuss, die Hymne seines Heimatlandes zu hören – auf der höchsten Stufe des Podests. Weil ihn sein Ferrari-Teamkollege Felipe Massa und McLaren-Pilot Kimi Räikkönen als Zweiter und Dritter flankierten und sein großer WM-Rivale Fernando Alonso als Fünfter weit davon entfernt war, das Abspielen des Bandes mit der vertrauten Melodie zu verhindern, ist Schumacher in der Gesamtwertung bis auf elf Punkte an den Spanier herangerückt. „Das macht den Sieg nicht süßer, aber wichtiger“, sagte Schumacher. Ein zerknirscht dreinblickender Fernando Alonso behauptete, „eigentlich glücklich“ zu sein: „Immerhin habe ich das Maximale herausgeholt.“

Beim Start hatte es so ausgesehen, als könne Alonso wenigstens ein bisschen bei der Auswahl des Liedguts nach dem Rennen mitreden. Während Räikkönen seine Poleposition gegen Schumacher verteidigte, drängelte sich der Weltmeister mit einem seiner berühmten Katapultstarts vom siebten auf den fünften Rang vor. Noch in der ersten Runde musste der Spanier in der engen Haarnadelkurve Honda-Pilot Jenson Button wieder vorbeilassen, kurz darauf passierte der Brite auch noch Alonsos Renault-Teamkollegen Giancarlo Fisichella.

In der gleichen Kurve fanden auch Ralf Schumachers vage Siegeshoffnungen ein schnelles Ende. Der Toyota-Pilot, der schließlich Neunter wurde, kollidierte mit dem Red Bull von David Coulthard und verlor beim fälligen Reparaturstopp wertvolle Zeit. Nico Rosberg dagegen kam gar nicht erst bis an die Box und parkte seinen Williams nach einem Dreher im Kiesbett. Nur ein paar Runden länger dauerte das Rennen des BMW-Sauber-Piloten Nick Heidfeld, der mit technischen Problemen aufgeben musste.

Das Führungstrio Räikkönen, Schumacher und Massa hatte sich zu diesem Zeitpunkt bereits abgesetzt. Alonso verlor pro Runde teilweise mehr als zwei Sekunden auf die Spitze und konnte nicht einmal mit seinem von ihm wegen angeblich mangelnder Unterstützung gescholtenen Teamkollegen mithalten. „Ich hatte Probleme mit dem ersten Reifensatz“, sagte Alonso, „danach war das Auto okay, aber da war es schon zu spät.“

In der elften Runde übernahm Schumacher unter den Böllerschüssen seiner Fans die Führung, als Räikkönen wie erwartet zu einem frühen ersten Tankstopp abbog. In der Folge stellte die kleine Ferrari-Polonaise Schumacher/Massa den Verfolgern unter Beweis, dass sie momentan die eindeutig schnellste Kombination der Formel 1 ist. Selbst Schumacher zeigte sich aber „überrascht, dass wir so weit vorn waren“.

Viele Sekunden dahinter fanden sich die Renaults in der für sie ungewohnten Position eines Mittelfeldkampfes mit Piloten wie Jarno Trulli (Toyota) und Christian Klien (Red Bull) wieder. Die Probleme ihrer Michelin-Reifen bei großer Hitze erwiesen sich auch in Hockenheim als unüberwindbar. Fisichella konnte nicht einmal mehr dem Angriff des stark fahrenden Williams-Piloten Mark Webber standhalten. Oder war es nur eine taktische Schwäche des Italieners? Nach dem zweiten Boxenstopp jedenfalls war Alonso plötzlich vor Fisichella – was ihm ebenso wie Webbers späterer Ausfall wegen eines Motorschadens vier wichtige WM-Punkte bescherte. Auf die spanische Hymne jedoch musste Fernando Alonso an diesem Sonntag verzichten. Stattdessen bekam er einen Satz von Michael Schumacher zu hören, der ihm lange in den Ohren klingen dürfte: „Wir mussten nicht einmal am Limit fahren.“

Christian Hönicke[Hockenheim]

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