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Klose-Transfer: Das große Fressen

Hinter Miroslav Klose tobt ein Streit der Berater Becker und Schütt, der vor Gericht landen dürfte.

Trainieren, Tore schießen, lachen, Spaß haben: Auf dem Trainingsareal an der Säbener Straße vermittelt Miroslav Klose, als sei der FC Bayern München genau der Ort, um wieder unbelastet seinem Beruf nachzugehen. Doch hinter den Kulissen wird nun Kloses Freund und Berater Alexander Schütt schwer belastet: Der prominente Spielerberater Michael Becker, mit dem Klose seit Januar 1999 zusammenarbeitete und der 2004 den Wechsel von Kaiserslautern nach Bremen abwickelte, erhebt Ansprüche auf die Vermittlungsprovision beim Millionen-Transfer nach München. Die Bremer kassieren dafür erfolgsabhängig bis zu 15 Millionen Euro; und der Berater ein branchenübliches Honorar von geschätzt zwei Millionen. Wem aber steht das Geld zu?

Becker hat bei Schütt ein Auskunftsbegehren gestellt. Hintergrund ist eine 2002 geschlossene und vorgeblich noch heutige gültige schriftliche Vereinbarung der Klose Marketing GmbH. Demnach stehen Schütt nur die Provisionen aus Werbeverträgen, nicht aber aus Transfers zu. Obwohl Schütt allein den Kontrakt mit den Bayern-Bossen verhandelt hat, beansprucht Becker das Geld in vollem Umfang – und droht mit einer Klage vor Gericht. Er würde den Fall nicht öffentlich bestätigen, wenn keine juristische Grundlage für eine Handhabe vorläge.

Welch Spiel läuft da? Schütt bestätigt, dass er Kenntnis von dem anwaltlichen Schreiben der Becker-Partei erhalten habe. Diese werde man prüfen und ebenfalls mit Hilfe eines Anwalts reagieren. Seine offizielle Stellungnahme: „Kein Kommentar.“ Fakt ist: Beide Parteien sind sich spinnefeind.

Schütt sieht sich im Recht. Längst sei er nicht mehr nur für die Medienberatung und Werbeverträge zuständig, sondern auch für Vertragsangelegenheiten. Im Luxemburger Anwaltsbüro Beckers ist der Name Schütt ein Reizwort, seit Klose während der WM öffentlich machte, er werde allein von Schütt beraten. Becker, 52, erfuhr davon im Flugzeug vor dem Viertelfinale gegen Argentinien aus der Zeitung – und sieht dem ehemaligen Hockey-Nationalspieler aus Limburg als habgierigen Gernegroß an. Aus anderen Quellen werden Vorwürfe gespeist, Klose sei mit seiner selbst gewählten Nähe zu Schütt schlecht beraten. Schütt, der ein BWL-Studium abbrach, war zwischen 1999 und 2006 fester freier Mitarbeiter der SWR-Sportredaktion – Klose lernte ihn über die Regionalsendung „Treffpunkt Betze“ kennen, beide freundeten sich an. Klose brachte Schütt bei Becker ins Gespräch und ins Geschäft – 2002 als regionalen Vermarkter.

Als Spielerberater erlangte Schütt eine gewisse Bekanntheit, als er im April dieses Jahres terminlich und örtlich ungeschickte Geheimtreffen mit den Bayern-Bossen am Flughafen Hannover einfädelte. Ihm fehlt die Lizenz des Weltverbands Fifa als Spielervermittler. Kein Problem, sagt der 37-Jährige, da sein neuer Kompagnon Burkhard Westerhoff ein Anwalt ist, mit der er die auf die gemeinsamen Initialen lautende Spielerberatungsfirma ASBW gegründet hat. 22 Fußballer, das Gros unbekannte Amateure, hat ASBW mit Sitz in Köln unter Vertrag. Der Klose-Verkauf ist der erste große Deal.

„Jeder bekommt den Berater, den er verdient“, urteilte Becker einmal lapidar. Nur eine Spitze von vielen. Kloses Seite beklagte zuletzt die „gesteuerten Kampagnen“. Und kündigte im Gegenzug anstehende juristische Überprüfungen an. Noch immer ist etwa nicht geklärt, wer via Internet die Gerüchte über Kloses Privatleben streute. Dies solle gezielt, so heißt es auch bei Kloses Ex-Verein, über Einträge in Werders Fanforum geschehen sein. Üble Machenschaften im Bundesliga-Business. Eines verspricht der Klose-Berater: Die Leistung des Spielers werde nicht leiden. Schütt: „Miro wird das nicht beeinträchtigen – er fühl sich bereits super wohl in München. Er vertraut mir und weiß genau wie die Sachlage ist.“ Wirklich?

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