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Sport: Knallharter Psychiater

Der neue Nationaltrainer Fabio Capello soll Englands Fußball aus der Krise führen

London - Ein Trainer aus dem Land des Weltmeisters soll den englischen Fußball zurück an die Spitze führen: Fabio Capello wird neuer Trainer der erfolglosen Nationalmannschaft. Der englische Fußballverband FA teilte am Donnerstagabend mit, sein Vorstand habe die Berufung des Italieners bestätigt – vorbehaltlich der Klärung letzter vertraglicher Details.

Capello, der nach Medienberichten einen Vierjahresvertrag mit einer Ausstiegsklausel nach der nächsten Weltmeisterschaft 2010 und einem Jahresgehalt von umgerechnet 5,5 Millionen Euro erhalten soll, hat keine Erfahrung als Nationaltrainer. Er folgt Steve McClaren, der nach der verpassten Qualifikation für die Europameisterschaft 2008 in Österreich und der Schweiz entlassen wurde. Die bei früheren Trainerberufungen oft amateurhaft wirkende FA hat mit dem Italiener einen als knallhart bekannten Trainer engagiert. Capello ist einer der erfolgreichsten Vereinstrainers Europas. Er gewann in 16 Jahren neun nationale Titel und führte den AC Mailand 1994 zum Gewinn der Champions League. Der am Spielfeldrand oft aufbrausende Italiener ist bekannt dafür, auch Weltstars auf der Bank schmoren zu lassen. Englische Idole wie der frühere Kapitän David Beckham und Michael Owen erfuhren dies unter Capello bereits bei Real Madrid.

In der Presse stellte Capello, der den Posten als „schöne Herausforderung“ bezeichnet hatte, bereits eine Diagnose für das Versagen der Engländer . „Es ist klar, dass das Nationaltrikot zu schwer auf den Schultern dieser großen Champions wiegt. Da gibt es eine mentale Blockade – wie sonst kann man ihr Ausscheiden bei der Qualifikation erklären“, sagte er der Boulevardzeitung „The Sun“ und deutete an, seine Aufgabe nicht zuletzt als die eines Psychiaters zu sehen.

Capellos Berufung, die sich seit der Absage des portugiesischen Star-Trainers José Mourinho abgezeichnet hatte, stieß auf viel Zustimmung. „Er ist ein guter Mann und ein guter Trainer. Mit ihm kann man nicht falsch liegen“, sagte Capellos Vor-Vorgänger Sven-Göran Eriksson, mit dem England bei der WM in Deutschland 2006 im Viertelfinale an Portugal gescheitert war. Für die angriffsfreudigen englischen Mittelfeldstars wie Steven Gerrard oder Frank Lampard könnten unter Capello, der wohl seinen eigenen Stab auf die Insel mitbringen wird, ungemütlichere Zeiten anbrechen. Der 61-Jährige gilt als Freund von eher defensiv talentierten Spielern. dpa

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