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Wie schon vor vier Jahren gewinnen die südafrikanischen Spieler den WM-Pokal.

© Imago/MAXPPP/Mylene Deroche

Knapper Sieg im Finale der Rugby-WM: Südafrika ist der verdiente Weltmeister

Im Endspiel gegen Neuseeland zeigten die Springboks auch den Skeptikern, dass sie eines der besten Teams der Geschichte sind. Ein Kommentar.

Ein Kommentar von Kit Holden

Dass auch sie sich einen anderen Weltmeister gewünscht hätten, zeigten die Pariser Fans schon vor dem Anpfiff beim Finale der Rugby-WM. Zwischen den Nationalhymnen und dem Haka-Tanz der Neuseeländer stimmten die Zuschauer im Stade de France auf einmal La Marseillaise an. Eigentlich sollte dies ja Frankreichs Turnier sein, doch Les Bleus waren schon im Viertelfinale gescheitert, und zwar wie so viele andere am späteren Weltmeister Südafrika.

Nicht nur bei den Franzosen hielt sich die Euphorie in Grenzen, als Südafrika den Titel am Sonnabend verteidigte. Allseits beliebt sind die Springboks außerhalb ihres eigenen Landes ja nicht. Und trotzdem kann keiner bestreiten, dass sie ihren Platz an der Weltspitze verdient haben.

Ein so klarer Sieg wie 2019 gegen England war es diesmal nicht. Sowohl im Viertelfinale gegen Frankreich als auch im Halbfinale gegen England und im Finale gegen Neuseeland (12:11) gewann Südafrika nur mit einem einzigen Punkt Vorsprung. Mit den knappen Siegen zeigten sie genau jene Tugenden, die viele auch kritisieren. Mit ihrem hartnäckigen, zerstörerischen Spiel wird diese Mannschaft sicherlich nicht in die Geschichte eingehen, weil sie für ein besonders schönes Spiel steht.

Historisch ist diese Leistung dennoch allemal. Mit dem Sieg am Sonnabend wurde Südafrika erst zur zweiten Mannschaft der Geschichte, die einen WM-Titel verteidigen konnte. Kapitän Siya Kolisi ist zudem erst der zweite Mann, der seine Mannschaft zu zwei Titeln führen konnte. Und mit ihrem vierten WM-Sieg sind die Südafrikaner jetzt auch alleiniger Rekordweltmeister.

Dass ihr Stil keine Augenweide und Sportdirektor Rassie Erasmus eine umstrittene Figur ist, sollte diesen Erfolg auf keine Weise mindern. Und wer einen Grund suchte, um Südafrika diesen Titel doch irgendwie zu gönnen, brauchte nur zuhören, wie sich Kolisi nach dem Finale äußerte.

Als er versuchte, die Bedeutung des Titels für sein Land in Worte zu fassen, konnte Kolisi, der in einem Township von Port Elizabeth aufwuchs und sich nun als erster schwarzer Kapitän der Springboks zu einer Legende gemacht hat, seine Emotionen kaum in Schach halten. Nicht zum ersten Mal zeigte er aber vor allem seine große Klasse, indem er zuerst dem Gegner Respekt zollte. „Die All Blacks haben uns bis zum Ende gezeigt, was für ein Team sie sind“, sagte Kolisi.

Und so konnte es ihm auch keiner im Stade de France mehr übel nehmen, als er zum zweiten Mal in vier Jahren den Pokal in die Luft streckte.

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