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Der VfL Wolfsburg steht nur noch einen Punkt vor dem Relegationsplatz.

© Guido Kirchner/dpa

Kolumne: Auslaufen mit Lüdecke: Ist der VfL Wolfsburg der neue HSV?

Trainer und Sportdirektor entlassen, überteuerte Transfers – die Hamburger machen alles wie immer und gewinnen trotzdem. Für unseren Kolumnisten gibt es jedoch schon einen würdigen Nachfolger als Chaos-Klub.

Die spannendste Frage, die uns in dieser Saison geblieben ist: Welche Mannschaft nimmt dieses Jahr die Rolle des Hamburger Sport-Vereins ein? Das heißt, welcher Verein überrascht uns mit dem spektakulärsten Missverhältnis aus vorhandenem Etat und tatsächlicher Leistung? Wo sind die Übergänge besonders fließend zwischen Professionalität und Slapstick? Und wer wird das sein, der sich dann gerade so auf den Relegationsplatz zu retten vermag? Denn die Absteiger stehen ja bereits fest.

Nun, die Hamburger selbst fallen in diesem Jahr für ihre eigene Rolle aus, denn sie gewinnen in der Endphase der Saison ihre Spiele. Das ist ungewöhnlich und niemand hat eine rechte Erklärung dafür. Denn sie haben alles so fragwürdig gehandhabt wie sonst auch. Unsinnige Transfers getätigt. Trainer entlassen, Sportdirektor entlassen. Das Merkwürdige nur: Diesmal funktioniert es. Tja, was ist da wohl schiefgelaufen?

Man steckt nicht drin. Vielleicht ist es so, dass man Fehler nur häufig genug wiederholen muss, damit sie sich als wirkungsvolle Maßnahmen erweisen. Nein, Unsinn. Kann eigentlich nicht sein.

Fährt Wolfsburg bald nach Aue und Sandhausen?

Erster Kandidat für den HSV-Ersatz ist der VfL Wolfsburg. Selten hat eine so teure Mannschaft so weit hinten gestanden. Ihr fehlt nur ein läppischer Punkt auf den 16. Tabellenplatz. Wolfsburg gibt sich alle auch nur erdenkliche Mühe, ein würdiger Nachfolger der Hanseaten zu werden. Der Klub hat in dieser Saison schon zwei (!) Trainer entlassen, Chapeau! Der dritte Trainer war früher mal Co-Trainer der Mannschaft und nach eigenen Aussagen „sehr überrascht“ von der Anfrage des Vereins. Er übernahm die Mannschaft auf Platz 14. Und immerhin – nach sechs Spielen unter seiner Leitung ist Wolfsburg immer noch 14.

Das ist nach den neuesten Wolfsburger Maßstäben wohl als Erfolg zu werten. Nach dem 1:4 gegen Schalke sagte der Trainer, die Abwehrleistung seiner Mannschaft habe ihn in „Erstaunen versetzt“ – in diesem Zusammenhang eine eigenwillige Formulierung. Entweder war sie witzig gemeint, oder sie ist etwas daneben. In jedem Fall wird deutlich: In Wolfsburg ist richtig was los! Und Platz 16 muss ja noch lange nicht das Ende sein. Wer weiß, wohin die Reise den VfL Wolfsburg noch führt? Vielleicht gibt es ja demnächst Kurzaufenthalte in Aue, Sandhausen und Würzburg. Da wären dann sicher auch die neutralen Beobachter sehr erstaunt.

Der Berliner Kabarettist Frank Lüdecke schreibt hier jeden Montag über die Fußball-Bundesliga.

Frank Lüdecke

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