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© dpa

Kolumne von Frank Lüdecke: Die beste Vorrunde aller Zeiten!

Unser Kolumnist und Kabarettist wider den Trend. Er sagt: Diese Vorrunde der Deutschen war fantastisch - aus einem bestimmten Blickwinkel betrachtet.

Statistisch war das eine der besten Vorrunden aller Zeiten! Seit 1996 hat keine deutsche Mannschaft die ersten Spiele einer Europameisterschaft ohne Gegentor überstanden! Das sagt doch schon mal einiges aus.

Vor allem über Statistiken. Auf jeden Fall war das Spiel gegen Nordirland das bisher beste unserer Mannschaft. Da sind sich alle einig. 80 Prozent Ballbesitz! 90 Prozent Passquote! Und 100 Prozent mehr Tore geschossen! Ich will da auch gar nicht nörgeln, aber haben die Nordiren eigentlich mal auf unser Tor gezielt?

Egal. Jedenfalls hat dieses Spiel gezeigt, wie unsere Jungs aufdrehen können, wenn der Gegner die Spielstärke der Spielvereinigung Greuther Fürth aufweist. Da geht richtig die Post ab! Chancen im Minutentakt!

Und alle versemmelt. Also fast alle. Das bedeutet insgesamt viel Fußball, aber etwas wenig Tore. Jogi Löw fand nach dem Spiel, dass der Ball auch mal ins Tor müsse. Und da hat er wieder einmal recht. Dass der Ball ins Tor muss, ist ja einer der ganz großen Kernpunkte des Spiels. Der Trainer legte diesbezüglich sogar noch nach: Das ginge nicht, warnte er eindringlich, „damit sei nicht zu spaßen“.

In der Tat. Das wird nicht lustig, wenn Müller weiterhin nur das Aluminium trifft. So viele Chancen kriegen wir nie wieder. Vielleicht noch im Achtelfinale gegen Albanien oder so. Aber dann kommen andere Kaliber. Spanien zum Beispiel. Aber gegen die hat gerade Kroatien gewonnen. Ivan Perisic, der den Siegtreffer erzielte, sagte nach dem Spiel, sie hätten gegen die derzeit wahrscheinlich beste Nationalmannschaft gewonnen.

Jogi, der alte Fuchs

Das finde ich ziemlich respektlos. Und zwar sehr wahrscheinlich. Wir gewinnen die Weltmeisterschaft und spielen die wackeren Nordiren mit einem humorlosen 1:0 in Grund und Boden, aber Spanien ist die wahrscheinlich beste Mannschaft?! Mit solchen Äußerungen ist wahrscheinlich nicht zu spaßen.

Was mich beruhigt: Die Deutschen haben immer noch einen Trumpf im Ärmel. In den ersten beiden Spielen analysierte man, wir haben keinen Mittelstürmer und keinen richtigen Außenverteidiger. Was macht Jogi? Der alte Fuchs? Wechselt einen Mittelstürmer ein und einen Außenverteidiger! Das ist ziemlich genial. Wahrscheinlich jedenfalls.

Die Entdeckung des deutschen Spiels war denn auch der junge Joshua Kimmich. Wir haben wieder einen Außenverteidiger! Endlich! Schade, dass es nichts zu verteidigen gab, außen. So spielte der junge Münchener Flügelstürmer - das allerdings sehr gut. Ich denke, wir werden spätestens ab dem Viertelfinale wissen, ob er auch verteidigen kann. Wenn nämlich nicht, ist das nicht nur nicht lustig, sondern kann ganz traurig werden. Wahrscheinlich sogar.

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