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Kommentar: Amerell zieht Kempter mit in die Tiefe

Es wirkt wie eine perfide Racheaktion. Robert Ide über die Vorwürfe gegen Schiedsrichter Michael Kempter.

Manfred Amerell, nach möglichen sexuellen Bedrängungen junger Schiedsrichter längst als zuständiger Obmann des Deutschen Fußball-Bundes (DFB) zurückgetreten und als öffentliche Person in einen Abgrund gefallen, belastet Michael Kempter in einer ganz anderen Sache – und zieht ihn auf diese Art mit in die Tiefe. Kempter soll sich in einer privat an Amerell geschickten E-Mail vor drei Jahren abfällig über den FC Bayern München geäußert haben. Zusammen mit intimen Details, die eigentlich Privatsache sind, die aber Amerell zur eigenen Verteidigung nun ausbreitet, ist damit auch das öffentliche Bild des 27 Jahre jungen Michael Kempter zerstört. Und seine Rückkehr als Schiedsrichter wird unmöglich gemacht.

Egal, ob die privaten Kontakte einseitig oder beidseitig waren: Amerell hat seine Machtposition ganz offenbar ausgenutzt. Für Kempter, der das (aus welchen Motiven heraus auch immer) angeprangert hat, gibt es allerdings auch keinen Ausweg mehr aus der Affäre, jedenfalls keinen zurück in den Fußball. Ausgerechnet sein einstiger Förderer Amerell hat ihm diesen Weg versperrt. Es handelt sich um eine persönliche Demütigung mit schwer absehbaren Folgen für den Menschen Michael Kempter. Es handelt sich aber auch um einen Fall, in dem ein allseits gelobtes Schiedsrichter-Talent seine Unparteilichkeit vor aller Augen eingebüßt hat. So tragisch es für Kempter ist: Der DFB, der in dieser Affäre schon zu viele Fehler begangen hat und deshalb von Amerell getrieben wird anstatt von eigener Aufklärungsarbeit, kann nur eine Entscheidung fällen: Michael Kempter sollte kein Spiel im Profifußball mehr pfeifen.

Ob der Verband, der den Opferschutz längst geopfert zu haben scheint, Kempter wenigstens hilft, damit klarzukommen?

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