zum Hauptinhalt
Jan Ullrich bestreitet bis heute, dass er gedopt hat. Die Beweislast ist weiterhin zwar drückend, doch nachzuweisen war ihm bisher kaum etwas. Nun hat sein ehemaliger sportlicher Leiter unumwunden zugegeben, dass zumindest um die Jahrtausendwende auch im Team Telekom munter Epo genommen wurde.

© dpa

Kommentar: Auch Deutsche unter den Opfern

Rudy Pevenage hat sein Mitwirken an den Doping-Verfehlungen beim Team Telekom um die Jahrtausendwende gerechtfertigt. Was hätte er denn machen sollen? Man kann die Sportler sogar verstehen. Ein kleines bisschen.

Da gab es diesen Radfahrer, gerade den Krebs besiegt und nun zurück im Feld, der schneller fuhr, der mehr Ausdauer besaß und immer noch einen finalen Antritt in Reserve hatte, sollte er notwendig werden. Teilweise demütigte er das Fahrerfeld, demoralisierte durch überlegende Alleinfahrten seine Konkurrenten. Überlegen war er auch durch seine Helfer, die ihn schützten, durch sein Umfeld, das ihn finanziell versorgte. Was sollte, konnte man dagegen tun? Jan Ullrich soll bei der Tour de France 2001 in der Form seines Lebens gewesen sein. Doch Lance Armstrong, dieser Radfahrer, war übermächtig. Als Sportler willst du gewinnen. Ganzjährlich quälst du dich für diesen einen Höhepunkt im Jahr. Tausende Kilometer in den Beinen, unzählige Stunden auf Rad und Ergometer. Und du willst Chancengleichheit, zur Not durch Hilfsmittel.

Rudy Peveange, sportlicher Leiter beim Team Telekom um die Jahrtausendwende, fragt nun in aller Öffentlichkeit: „Was hätten wir dagegen tun sollen?“ Seine Antwort: Ebenfalls dopen. Ganz ähnlich äußern sich auch die radelnden Kronzeugen, ehemalige Kollegen in Armstrongs Doping-Welt, in den jetzt veröffentlichten Protokollen der US-Dopingfahnder. Es ist sogar verständlich.

Aber waren alle nur Armstrongs Opfer? Rudy Peveange offenbart ein perfides Verständnis von sportlichem Wettkampf. Natürlich gab es eine Möglichkeit, den Sprint um Spritzen zu umgehen. Pevenages Aussagen ist zu entnehmen, dass die Machenschaften des Texaners in der Radsportwelt bekannt waren. Anstatt aber die Öffentlichkeit zu suchen, suchte auch das deutsche Team Telekom lieber die nächste Transfusion.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false