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Sport: Kommentar: Big Blödsinn für Fußballfans

In Zeiten von Big Brother, Big Diet und Big Blödsinn im deutschen Fernsehen ist es eine schöne Erfahrung, dass das hiesige Publikum doch nicht alles mit sich machen lässt. Es gibt auch hierzulande gelegentlich einen vernunftgeleiteten Umgang mit der Fernbedienung.

In Zeiten von Big Brother, Big Diet und Big Blödsinn im deutschen Fernsehen ist es eine schöne Erfahrung, dass das hiesige Publikum doch nicht alles mit sich machen lässt. Es gibt auch hierzulande gelegentlich einen vernunftgeleiteten Umgang mit der Fernbedienung. Jedenfalls hat sich am Wochenende erneut gezeigt, dass der Fernsehrechte-Händler Leo Kirch selbst mit viel Geld das Sehverhalten des deutschen Volkes nicht in seinem Sinne steuern kann. Wieder hat fast niemand (2,05 Millionen) die "Ran"-Spätausgabe auf Sat 1 (20.15 Uhr) gesehen. "Hier zwingt man den Menschen ein Produkt auf zu einer Zeit, in der sie es eigentlich gar nicht haben wollen", sagt Gerd Niebaum. Als Präsident des Börsenvereins Borussia Dortmund steht er nicht gerade im Verdacht, entschiedener Gegner der Kommerzialisierung im bezahlten Fußball zu sein.

Zum Thema Online-Umfrage: Gucken Sie Bundesliga zukünftig lieber auf Premiere? Die Botschaft des Wochenendes lautet: Der deutsche Fußballfan ist ein mündiger Bürger. Er will keine Bravo-Sport-Version einer Fußballsendung sehen mit Bildern von Fußballprofis beim Restaurantbesuch nach dem Spiel. Demnächst werden dann auch noch die Spielerfrauen auf der Tribüne verkabelt und ihre erhellenden Kommentare zum Spiel ("Schatziii! Schiiiiiieß!") unkommentiert in unsere Wohnzimmer gesendet - damit auch das weibliche Element nicht zu kurz kommt. Nur brauchen wir das ebenso wenig wie Jörg Wontorra, der seine Studiogäste nicht interviewt, sondern in seiner schlemihligen Art nur als Stichwortgeber fungiert. Da sagt Wontorra: "Denn nächste Woche..." Und Uli Hoeneß vollendet: "... spielen wir gegen Leverkusen." Uiuiuiuiui.

Wer aber glaubt, dass bald alles wieder gut wird, könnte sich täuschen. Bis mindestens Ende des Jahres soll bei "Ran" erst einmal alles so bleiben. Außerdem hat Kirch nur selten das getan, was die Öffentlichkeit von ihm erwartet. Vielleicht kauft er demnächst die Rechte an allen Volksmusiksendungen, die dann erst nach Mitternacht ausgestrahlt werden dürfen. "Das Hochzeitsfest der Volksmusik" hat schließlich dreimal so viele Zuschauer gehabt wie "Ran". Von wegen mündige Bürger.

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