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Kommentar: Cool gewinnt

In Suzuka war nichts zu sehen vom Pannen-Seb. Christian Hönicke sieht einen gereiften Sebastian Vettel hinterm Lenkrad.

Von Christian Hönicke

Vielleicht hat der Regen von Suzuka die dunklen Wolken aus dem Kopf von Sebastian Vettel gespült. Siebenmal hatte er in dieser Saison schon die Poleposition errungen, fast immer hatte er den Sieg am nächsten Tag dennoch verpasst. An diesem Wochenende blieb keine Zeit, um sich über vermeintliche Flüche und böses Karma Gedanken zu machen, weil die Qualifikation wegen des miesen Wetters in Japan erst direkt vor dem Rennen hatte stattfinden können. Vettel holte sich seine achte Pole in dieser Saison, und diesmal gewann er auch das Rennen.

Vielleicht hat dem Deutschen auch der Anschauungsunterricht in Sachen Coolness geholfen, den ihm Fernando Alonso bei seinem Sieg in Singapur erteilt hatte. In Suzuka war jedenfalls nichts zu sehen vom Pannen-Seb, seinem berüchtigten Alter Ego, das in den entscheidenden Situationen den Kopf verliert. Diesmal behielt der jüngste der fünf Titelkandidaten trotz des auf ihm lastenden Drucks die Nerven, teilte sich sein Rennen intelligent ein, verzichtete auf waghalsige Aktionen und trat das Gaspedal nur dann wirklich durch, wenn er unbedingt musste.

Da bietet sich die Analogie zwischen Pferdestärken und dem guten Pferd, das seine Sprunghöhe dem Hindernis anpasst, geradezu an: Hoch springen konnte Vettel schon immer, aber erst jetzt scheint er langsam auch die nötige Reife zu entwickeln, den Sprung und die vor ihm liegende Barriere genau einschätzen zu können. Nun muss Sebastian Vettel nur noch drei weitere Hindernisse auf dem Weg zum Titel überspringen. Wenn er dabei weiter so cool bleibt, stehen seine Chancen ziemlich gut.

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