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Kommentar: Das Team hinter dem Star

Frank Bachner über neue deutsche Hoffnungen im alpinen Skisport.

Die Hymnen muss man ertragen, die gehören einfach dazu, wenn eine junge Außenseiterin bei Olympischen Spielen historisches Gold gewinnt. Viktoria Rebensburg, 20 Jahre alt, wild und aggressiv wie der große Bode Miller, die erste deutsche Riesenslalom-Olympiasiegerin seit 1956 – super, toll, grandios. Und für ihr Rennen trifft das auch zu. Nur darf man nicht zu viel von diesen Hymnen ableiten.

Erst mal ist Viktoria Rebensburg eine hochtalentierte Läuferin, mehr nicht. Hochtalentiert, ausgestattet mit großen Perspektiven, das galt auch für Felix Neureuther oder Kathrin Hölzl. Beide fielen in ein Tief, überfordert von den eigenen Erwartungen und den Forderungen der Trainer, der Sponsoren, der Öffentlichkeit. Und nur Hölzl hat allmählich die Konstanz, die Weltklasse-Athleten auszeichnet: Ihren WM-Titel hat sie mit neuen guten Leistungen bestätigt.

Rebensburg wirkt abgeklärter und nervenstärker als Hölzl und Neureuther in deren jeweiliger erfolgreicher Sturm- und Drangzeit. Allerdings trat Viktoria Rebensburg in Whistler als Jägerin an. Und der Druck im nationalen Team, der lag vor allem auf der Weltmeisterin Kathrin Hölzl. Jetzt ist die 20-jährige Rebensburg die Gejagte, die ihr Gold bestätigen und dem gewaltig gestiegenen Erwartungsdruck standhalten muss.

Aber dieser Olympiasieg hat natürlich noch eine weitere, übergeordnete Bedeutung. Die Abteilung Ski alpin Frauen hat sich einen weiteren Schritt von dem Bild der one-woman-show entfernt. Maria Riesch ist unbestritten der Star des Teams, aber sie ist auch Anführerin einer erfolgreichen Gruppe. Gold durch Riesch, Gold durch Rebensburg, das pushte die gesamte Ski-alpin-Crew. Dass ein Teil der deutschen Biathleten schwächelte, kommt den alpinen Frauen in ihrem Kampf um Marktanteile natürlich entgegen. Und dann kommen auch die jungen Läuferinnen ins Bild, die sich im Schatten der älteren Kolleginnen entwickeln können. Diese Talente dürften die Hymnen auf Viktoria Rebensburg durchaus als Motivationsschub betrachten.

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