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Kommentar: Der Druck steigt nebenbei

Bayern in der Krise. Mathias Klappenbach über die Zeit, die Jürgen Klinsmann bleibt.

Er hat einen großen Auftrag beim FC Bayern München bekommen, einen sehr großen. Jürgen Klinsmann soll den Verein wieder in die internationale Spitze führen, die die Münchner in den Jahren vor der Verpflichtung Klinsmanns mehr und mehr abgehängt hat. Vor allem dies ist seine Aufgabe, und dieses Ziel ist auch von Uli Hoeneß und Karl-Heinz Rummenigge natürlich mittel- und langfristig gedacht.

Nachdem die Bayern mit dem Verpassen der Champions League schmerzlich vor Augen geführt bekommen hatten, wie weit internationaler Anspruch und Wirklichkeit auseinanderklafften, haben sie viel Geld für Luca Toni, Miroslav Klose und Franck Ribéry ausgegeben. Und schnell gemerkt, dass das allein für ihren Traum nicht reicht.

Denn um sich überhaupt mit Manchester United oder gar dem FC Barcelona mal wieder in einem Atemzug nennen zu dürfen, fehlte es nicht nur an der Infrastruktur für die Trainingsarbeit auf modernstem Niveau und die entsprechende Steuerung eines Millionenkaders in der aktuellen Fußballwelt. All das, da konnten sich die Münchner sogar recht sicher sein, würden sie mit dem ehemaligen Bundestrainer Klinsmann bekommen. Sie brauchen und wollen aber mehr: Eine Philosophie. Einen Wiedererkennungswert, eine Signatur, wie sie eben Barcelona in jedem Spiel hat und mit der man sich auch in Indien und Asien vermarkten kann. So etwas zu entwickeln braucht Zeit, und wenn Klinsmann betont, eher in Jahren zu denken, meint er vor allem das.

Das er mit einem – für die Bundesliga – exzellent besetzten Kader nebenbei Meister werden muss, ist in München keine Frage. Ebenso wenig wie, dass es nach dem schwachen Rückrundenstart schon zu ersten kleinen Absetzbewegungen der Verantwortlichen kommt. Klinsmann antwortet, um den Druck zu wissen, bleibt aber ansonsten bei seiner Rhetorik der stetigen Verbesserung, die er planvoll herbeiführen will. Er glaubt weiter fest an seinen Weg. Bei Klinsmanns Amtsantritt lautete die Frage, ob der Reformator die Bayern schafft oder die Bayern ihn schaffen. Für den schwachen Saisonstart wurde damals noch die neue Situation verantwortlich gemacht.

Nun ist das Problem aber ein anderes. Nach acht Monaten Klinsmann ist bei den Bayern auf dem Platz noch nichts von einer neuen Philosophie erkennbar.

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