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Kommentar: Der große Wurf

Ein Vorschlag, wie sich die Leichtathletik helfen kann, wenn es ihr schlecht geht: Sie muss sich patentieren lassen - mit jeder einzelnen Disziplin.

Wenn es der Leichtathletik irgendwann einmal richtig schlecht gehen sollte, wenn sie kurz davor steht, zu verarmen, bleibt nur noch ein Weg: Sie muss sich patentieren lassen. Mit jeder einzelnen Disziplin. Lizenzgebühren könnte sie dann verlangen, wenn jemand sie nachmachen will. Sie würde schnell unglaublich reich werden. Denn Leichtathletik ist überall und jeden Tag.

Ständig ist in der Zeitung zu lesen, dass irgendwo ein Startschuss gefallen sei. Für den Malwettbewerb einer Bonbonfirma etwa oder die Bauarbeiten eines öffentlichen Toilettenhäuschens. Das ist schön und gut, doch der Startschuss gehört nunmal der Leichtathletik. Man kann ihn sich gerne ausleihen, aber bitteschön, nur gegen Gebühr. Oder wenn jemand glaubt, gerade zum großen Wurf ausholen zu müssen oder zum Endspurt anzusetzen, oder auf dem Sprung zu sein. Das wird besonders teuer, denn zu großen Würfen holen meist die Leute aus, die es sich auch leisten können, genau wie Leute, die es immer eilig haben. Nicht gebührenpflichtig ist dagegen der Hürdenlauf, denn wer außer den Leichtathleten lässt sich schon gerne Hindernisse in den Weg stellen?

Auch abgesehen davon, dass die Leichtathletik zu Geld kommt, wird das Patent viel Gutes bewirken. Gewerkschaften und Arbeitgeber werden sich genau überlegen, ob sie es tatsächlich zu einem Verhandlungsmarathon kommen lassen. Der kostet schließlich zusätzlich. Und wenn eine Bundestagsfraktion meint, ihr Reformprojekt stehe schon im Startblock, soll sie es lieber gleich loslaufen lassen.

Wie immer bei Patenten, wird es Streitereien geben. Manche landen sogar vor Gericht. Dann wird juristisch zu klären sein, wo der Hammer wirklich hängt. Aber alle, die eine ruhige Kugel schieben, anstatt sie zu stoßen, dürften damit wohl noch einmal durchkommen.

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