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Kommentar: FC Bayern: Zurück in der Realität

Lars Spannagel über die falschen Ansprüche des FC Bayern, der den Blick auf die europäische Spitze richtet und die nationale Konkurrenz unterschätzt.

In Hoffenheim war die Welt noch in Ordnung. Nach dem 1:1 zum Auftakt der neuen Saison fühlte sich Bayern-Manager Uli Hoeneß zu einer seiner gewohnt selbstbewussten Ankündigungen berufen: „Wenn die Mannschaft weiter solche Fortschritte macht wie heute, werden wir sehr bald vorne weg marschieren.“ 180 Bundesligaminuten später, nach dem 1:2 in Mainz, marschieren die Bayern hinterher. Bei all ihren großen internationalen Plänen haben die Münchner ihr nationales Kerngeschäft aus den Augen verloren.

Schon Jürgen Klinsmann war mit dem Auftrag angetreten, die Lücke zu den europäischen Spitzenklubs wie Barcelona oder Chelsea zu schließen. Nach seinem Scheitern wurde Louis van Gaal mit der selben Bürde betraut. Der Gedanke bei all dem: In der Bundesliga werde es schon von selbst laufen, solange man nur den Blick auf die europäische Spitze richtet. Beim FC Bayern scheint man unterschätzt zu haben, dass ein guter Trainer mit einer Reihe von Stars noch keine Meisterschaft bedeutet. Das neu formierte Team braucht Zeit, um sich zu finden und van Gaals Vorstellungen umzusetzen. Dass der Trainer in Mainz zwei Spieler schon vor der Pause auswechselte, zeigt, dass man in München noch lange nicht so weit ist. Eigentlich sollte van Gaal nach dem Missverständnis Klinsmann mit allen Freiheiten und in aller Ruhe regieren dürfen. Doch das geht in München nur, wenn Erfolge da sind. Wenn es nicht läuft, wird alles infrage gestellt.

Zumindest Hoeneß schien verstanden zu haben, wo sein Klub zurzeit steht: Er schwieg nach der Niederlage in Mainz.

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