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Kommentar: Gemeinsam aus der Nische

Frank Bachner über den Aufschwung des deutschen Turnens bei der Weltmeisterschaft in Stuttgart.

Philipp Boy ist 19, hat blonde Haare, sieht gut aus und gilt als Teenieschwarm. Außerhalb der Kunstturnszene war dies kaum bekannt. Da besetzt Fabian Hambüchen, der Reck-Europameister, die Rolle des Idols. Dass der Cottbuser Boy jetzt mehr Chancen zur Selbstdarstellung erhält, liegt zuvorderst an seinem Einzug ins Mehrkampf-Einzelfinale der WM. Aber dort steht auch Hambüchen, er könnte Boy schnell hinter seiner Popularität verschwinden lassen. Das tut Hambüchen aber nicht.

Der Turnstar lässt den Teamkollegen genügend Raum neben sich. Das ist clever, denn Hambüchen nimmt so Druck von sich – und er hilft dem deutschen Turnen insgesamt. Denn nun dringt als Botschaft durch, dass sich das Turnen mit vereinten Kräften wieder aus seiner Nische herauskämpfen kann. Neue junge Typen mit Siegermentalität drängen nach vorne – neben Fabian Hambüchen. Die Zeiten, in denen hinter den besten sechs Turnern ein tiefes Leistungsloch klafft, sind vorbei. Bundestrainer Hirsch hat noch einige Talente in Reserve.

Dass der Aufschwung jetzt bei der WM im eigenen Land sichtbar wird, ist ein Glücksfall für den Deutschen Turner- Bund, für seine Zukunft. Das ist Ergebnis einer Leistung, die eine ganze Mannschaft erbracht hat. Nicht nur ein Star.

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