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Kommentar: Handball - strukturschwache Sportart

Reformen oder zurück in die Schulsporthalle. Christian Hönicke sagt, wie der Handball nach den Skandalen wieder glaubwürdig werden kann.

Nach dem WM-Titel 2007 hat Deutschland einen Handball- Boom erlebt. Doch statt den Sport wirklich weiterzuentwickeln, haben sich die meisten Beteiligten im Boom gesuhlt und so weitergemacht wie bisher. Das rächt sich nun, weil plötzlich eine breite Öffentlichkeit sieht, wie es bisher so zugegangen ist. Manipulation, Korruption, verschobene Spiele: Der Handball mag in die großen Arenen gegangen sein, aber er schleppt noch immer dieselben Probleme mit sich herum wie einst in der Schulsporthalle. Und die, das lässt sich an der Affäre um gekaufte Schiedsrichter und den THW Kiel erkennen, sind keine Einzelfälle, sondern struktureller Natur.

Obwohl die Gehälter der Profis dermaßen explodiert sind, dass Vereine in die Insolvenz getrieben wurden, blieb beispielsweise die Aufwandsentschädigung für Schiedsrichter bei 500 Euro pro Spiel. Auch das Regelwerk ist strukturschwach. Viel zu groß ist der Ermessensspielraum für die Unparteiischen, da nimmt es nicht Wunder, dass sie vor den Spielen gefragte Verhandlungspartner sind.

Hier müssen neue Strukturen her, genauso wie in den kontinentalen und globalen Dachverbänden. Was soll man von einem Sport halten, dessen Weltverband sich einen Präsidenten leistet, der offenbar nach Gutdünken Turniere manipuliert, um befreundeten Nationen Zugang zu Olympia zu verschaffen, während er sich vermutlich nebenbei an der Verbandskasse vergreift?

Es ist an der Zeit, dass sich der Handball diesen grundsätzlichen Problemen stellt – mit ein paar Fassadenputzarbeiten ist es nicht getan. Er braucht ein neues Fundament mit transparentem Aufbau, klaren Regeln und nachvollziehbaren Sanktionierungsmodellen. Nur so kehrt wieder Glaubwürdigkeit ein in die Handballarenen. Andernfalls geht es auf kurz oder lang wieder zurück in die Schulsporthalle.

Christian Hönicke

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