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Gleich dampft das Hoffenheimer Maskottchen "Hoffi".

© dpa

Kommentar: In Hoffenheim funkelt nichts mehr

Das Projekt Hoffenheim begann als das Versprechen, mehr und anderen und schnelleren Fußball zu wagen. Übrig geblieben sind Philosophiewechsel, Trainer-Entlassungen und Spieler-Akquisen meint Sven Goldmann in seinem Kommentar.

Wer jetzt als nächster kommt? Vielleicht Lothar Matthäus im Zuge eines Rehabilitierungsprogramms für gestrauchelte Fußballidole. Oder Felix Magath, weil nur der noch mehr Geld mit noch weniger Effekt verbrennen kann. Mit dieser Art der öffentlichen Diskussion müssen sie leben bei der TSG Hoffenheim.

Ihr Trainer Markus Babbel wollte langfristig in die Champions League und landete kurzfristig im Abstiegskampf. Seine Beurlaubung nach der neunten Niederlage im 15. Saisonspiel war so folgerichtig wie weniges in der kurzen Bundesligakarriere des ambitionierten Unternehmens. Und sie steht als untrügerisches Zeichen dafür, dass es bald vorbei ist mit dem Spuk im Südwesten.

Babbel ist nicht Ursache, sondern Symptom des Absturzes. Das Projekt Hoffenheim hatte nur eine Chance. Ganz am Anfang, nach dem Bundesligaaufstieg, als der vom Milliardär Dietmar Hopp alimentierte Dorfklub den Makel der Plastikidentität mit atemberaubenden Fußball konterte. Vielleicht haben sie sich damals einen Tick zu laut und wichtig und selbstverliebt als Neuerfinder des Hochgeschwindigkeitsspiels inszeniert. Aber eine Halbserie und einen inoffiziellen Weihnachtmeistertitel lang lenkten die Hoffenheimer mit ihrem Stil die Aufmerksamkeit ab von den Millioneninvestitionen.

Selten funkelte das Plastik so attraktiv wie in der Hinserie der Saison 2008/2009. Und selten haftete den Tiraden der Traditionalisten so viel Ewiggestriges an.

Das Projekt Hoffenheim begann als das Versprechen, mehr und anderen und schnelleren Fußball zu wagen. Es endet in mehr und anderen und schnelleren Philosophiewechseln, Trainer-Entlassungen und Spieler-Akquisen. Wahrscheinlich wären nicht mal Lothar Matthäus oder Felix Magath bereit, den vakanten Job zu übernehmen. Dieses Los trifft vorerst Frank Kramer, den Trainer der zweiten Mannschaft, sie spielt viertklassig in der Regionalliga. So weitsichtig haben die Hoffenheimer lange nicht mehr geplant.

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