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Kommentar: Mit deutschen Tugenden

An diesem Champions-League-Spieltag ist etwas unerwartetes geschehen. Gleich mehrere deutsche Mannschaften haben gewonnen. Stefan Hermanns über die Rückbesinnung auf alte Qualitäten.

Matthias Sammer hat keinen leichten Start als Sportdirektor beim Deutschen Fußball-Bund gehabt: Zum einen mochten ihn Klinsmann, Löw und Bierhoff schon mal per se nicht leiden; zum anderen verschreckte er die neuen Vordenker der Nationalmannschaft gleich in seiner Antrittsrede mit einer eher rückständigen Sicht der Dinge: „Wir müssen uns wieder daran erinnern, dass wir früher alle niedergeknüppelt haben – ohne System.“ Das hörte sich nicht gerade wie die Fortschreibung der Klinsmannschen Idee vom vertikalen Offensivspiel an. Inzwischen aber haben Bundestrainer Joachim Löw und Matthias Sammer zu einer gedeihlichen Zusammenarbeit gefunden – vielleicht weil sie festgestellt haben, dass ihre Ideen vom Fußball zwar nicht deckungsgleich, aber zumindest kompatibel sind: Man darf ruhig schön spielen und mit aller Macht gewinnen wollen, die deutschen Tugenden im Idealfall also mit der Moderne versöhnen.

Spielerisch ist der deutsche Fußball noch nicht so weit, aber die jüngsten Erfolge der Bundesligaklubs in der Champions League haben gezeigt, dass wenigstens der Rückgriff auf die alten Tugenden noch funktioniert: Schalke hat sich gegen Valencia mit urdeutscher Ergebniserschleichung die Chance aufs Achtelfinale bewahrt, der VfB mit dem Sieg gegen Glasgow die Ehre gerettet und Bremen Reals Zaubertruppe niedergekämpft. Deren Trainer Bernd Schuster hatte zuvor eindringlich vor der deutschen Mentalität gewarnt, mit der Real traditionell aber auch gar nicht zurechtkommt. Von 22 Spielen in Deutschland hat Real nur eins gewonnen. Daran darf man sich ruhig erinnern.

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