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Kommentar: Nur noch Liebe in La Paz

Christian Hönicke über die neue Höhengrenze im Fußball.

Für Evo Morales steht fest: „Überall wo man Liebe machen kann, ist auch Sport möglich.“ Vor knapp zwei Wochen zeigte der bolivianische Präsident bei einem Fußballspiel in 6500 Metern Höhe seine Leidenschaft für ausgefallene Orte, auch wenn das Spiel nur zehn Minuten dauerte – ein Quickie sozusagen. Bolivien wollte auf diese Weise gegen die geplante Regelung des Weltverbandes Fifa protestieren, Wettbewerbsspiele künftig nicht mehr über einer Höhe von 2500 Metern auszutragen. Die Fifa will damit einen Heimvorteil abschaffen, von dem etwa die bolivianische Elf gezehrt hat, wenn sie nicht an Sauerstoffmangel gewöhnte Gäste im 3600 Meter hoch gelegenen La Paz empfing.

Widerstände gegen den Vorstoß formierte sich aber auch in anderen Anden-Anrainerstaaten Südamerikas, wo Flachland ein knappes Gut und die dünne Luft der stärkste Mitspieler ist. Nun erhöhte die Fifa die Grenze auf 3000 Meter, es dürfen weiterhin Spiele in Bogota (Kolumbien/2640 Meter) und Quito (Ekuador/2800 Meter) ausgetragen werden. Nur die Bolivianer müssen ihr Nationalstadion trotzdem aufgeben.

Um Verlierer dieser Regelung zu suchen, muss der Blick jedoch nicht allzu weit in die Ferne schweifen. Auch den Nachbarn aus Österreich muss unser Mitgefühl gelten. Der Notfallplan, die Spiele des sportlich eher unterbefähigten EM-Mitgastgebers 2008 auf dem Großglockner 3,8 Kilometer über dem Meer auszutragen, muss in der Schublade bleiben. Maximal der Hohe Dachstein in Oberösterreich ist noch drin. Aber ob 2995 Meter für den EM-Titel reichen?

Christian Hönicke

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