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Kommentar: Scheitern in aller Öffentlichkeit

Lothar Matthäus hat es einem immer schon leicht gemacht, sich über ihn lustig zu machen. Aber das ist jetzt vorbei. Lothar Matthäus hat das nächste Stadium erreicht: Er kann einem nur noch Leid tun.

Lothar Matthäus hat es einem immer schon leicht gemacht, sich über ihn lustig zu machen. Aber das ist jetzt vorbei. Lothar Matthäus hat das nächste Stadium erreicht: Er kann einem nur noch Leid tun.

Mitleid ist mit Sicherheit das Letzte, was ein früherer Weltstar braucht, einer, der in seinem Sport alles gewonnen hat, was es zu gewinnen gibt, und der eigentlich selbst nach drei Scheidungen noch ein paar Milliönchen auf seinem Konto haben sollte. Ja, Lothar Matthäus war ein begnadeter Fußballer, mehr aber leider auch nicht. Die Boulevardzeitung „Express“ hat ihn nun dabei erwischt, wie er auf dem Schwarzmarkt Karten für das WM-Finale vertickt haben soll. Angeblich ein Freundschaftsdienst, sagt Matthäus.

Vermutlich ist Lothar Matthäus trotz allem kein schlechter Mensch, er ist als Kind seiner Zeit eher Opfer der Verhältnisse. Als seine Karriere in den Achtzigern in Fahrt kam, gelangte auch die Kommerzialisierung des Sports zu voller Blüte. Analog zu den Gehältern explodierte damals das allgemeine Interesse an den Fußballern. Für junge Burschen wie Matthäus, der noch dazu gerne redete, waren das selige Zeiten. Dass man die Medien bedienen muss, um den Marktwert zu steigern, beherzigt er bis heute. Doch so wie Matthäus mit den Medien gespielt hat, so spielen sie inzwischen mit ihm.

Gescheiterte Existenzen hat es unter früheren Fußballern immer schon gegeben, es wird sie vermutlich auch weiterhin geben. Aber keiner hat sein Scheitern so schön in aller Öffentlichkeit zelebriert wie Lothar Matthäus. Von der traurigen zur tragischen Figur. Irgendwie schade.

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