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Wir sind alle Kevins: Schalker Fans solidarisierten sich mit ihrem damaligen Spieler Kevin Kuranyi.

© Imago

Kommentar: Schnee von morgen

Kevin Kuranyi hat sich zu seiner Halbzeitflucht aus Dortmund beim Länderspiel Deutschland gegen Russland geäußert – fünf Jahre danach. Schnee von gestern? Von wegen, meint unser Autor und hofft auf weitere Geständnisse nach Kuranyis Vorbild.

Das musste endlich mal gesagt werden: Fünf Jahre nach seiner Flucht vom Länderspiel Deutschland gegen Russland hat sich der ehemalige Nationalstürmer über die Darstellung des damaligen Skandals beklagt. "Es fehlt oft meine Sicht der Dinge. Hintergründe, die diese Reaktion hervorgerufen haben", sagte Kuranyi der Nachrichtenagentur dpa.

Kuranyi hatte damals im Oktober 2008 verärgert das Stadion in Dortmund zur Halbzeit verlassen, weil er nicht im Kader stand. Zudem sollen Dortmunder Zuschauer den damaligen Schalker beschimpft haben. Bundestrainer Joachim Löw suspendierte Kuranyi daraufhin.

Ja, und? Ist doch Schnee von gestern, könnte man meinen – mitnichten. Kuranyi geht mit gutem Beispiel voran. Überhaupt sollten demnächst viel mehr Fußballer ihre Sicht der Dinge zu den kleineren oder größeren Aufregern in ihrer Karriere kundtun. Natürlich erst nach fünfjähriger Bedenkzeit: Kevin-Prince Boateng wird dann im Sommer 2015 erzählen, was er sich damals, im Sommer 2010, bei seinem Foul gegen Michael Ballack gedacht hat.

Hoffenheims ausgemusterter Torwart Tim Wiese kann im März 2018 endlich verraten, wie viel er, vor dann fünf Jahren, beim Besuch eines Handballspiels in Mannheim wirklich getrunken hat.

Und Löws ewiger Notnagel, der Leverkusener Stefan Kießling, wird sich kurz nach der WM 2018 in Russland dazu äußern, warum er bei der WM in Brasilien nicht dabei gewesen sein wird. Aber bis dahin ist noch Zeit. Oder um es mit den Worten des ehemaligen Nationalspielers Jens Jeremies zu sagen: "Das ist Schnee von morgen."

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