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Kommentar: Triumph oder Unfall

Die Verpflichtung Kimi Räikkönens beim Formel-1-Team von Ferrari ist ein Warnschuss für Fernando Alonso - und zeigt die Verzweiflung der Roten nach sechs titellosen Jahren.

Von Christian Hönicke

Die Zuschauer dürfen sich freuen. Künftig wird Kimi Räikkönen neben Fernando Alonso bei Ferrari fahren. Zwei ehemalige Weltmeister und zwei der schnellsten Formel-1-Piloten in einem Rennstall – das wird spannend.

Fernando Alonso wird weniger erfreut sein. Der Spanier war 2010 als uneingeschränkter Alleinherrscher nach Maranello geholt worden. Assistiert von einem treuen Helfer sollte er ähnlich viele Titel einsammeln wie einst Michael Schumacher. Doch das tun seither Red Bull und Sebastian Vettel. Weil Alonso eben kein Schumacher ist; ein Meister am Lenkrad zwar, doch seine Fähigkeiten in puncto Teamführung geraten immer stärker in Zweifel. Zuletzt kritisierte und beschimpfte er seine Mitarbeiter öffentlich – für ein ähnliches Vergehen ist damals der große Alain Prost gefeuert worden.

Alonso darf vorerst weiter für Ferrari fahren, doch Räikkönens Verpflichtung ist ein Warnschuss. Andererseits zeigt der Transfer auch die Verzweiflung der Roten nach sechs titellosen Jahren. Räikkönen ist zwar schnell, aber auch notorisch (maul-)faul – keine guten Voraussetzungen, um dem lahmenden Auto gemeinsam mit den Ingenieuren Beine zu machen. Durch die Degradierung des machtbewussten Alonso nimmt Ferrari zudem das Risiko einer offenen Fehde im eigenen Haus bewusst in Kauf. Alles oder nichts, Triumph oder Unfall: Eine wohldurchdachte Strategie ist das nicht.

Aber wie gesagt, als Zuschauer kann man sich über Räikkönens Wechsel freuen. Vor allem dann, wenn man Sebastian Vettel heißt.

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