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War's das oder kommt da noch was? Erik Zabel betet schon mal.

© dpa

Kommentar: Um viele Lügen leichter

Erik Zabel hat gestanden, jahrelang gedopt zu haben. Er wolle wieder in den Spiegel schauen können, hat er gesagt. Das wäre menschlich nachvollziehbar und irgendwo auch glaubhaft.

Das schlechte Gewissen hat Erik Zabel schließlich doch noch eingeholt. Jahrelang – und nicht nur ein paar Wochen – hat der ehemalige Radstar gedopt. Mit Epo, Cortison und Eigenblut. Das hat Zabel nun zugegeben und ist damit nicht mehr nur ein kleiner Schummler, sondern ein Betrüger im großen Stil.

In einer Branche voller Doper mag das gar nicht einmal so schwer wiegen, schließlich herrschte im Radsport zu Zabels Zeiten praktisch Waffengleichheit. Erschreckend sind die Dimensionen des Betrugs, der soweit ging, dass Zabel sogar seinem eigenen Sohn erst vor wenigen Tagen die Wahrheit beichtete.

Absolut erwartbar sind die Reaktionen auf Zabels Geständnis. Seinen Job als Sportlicher Leiter der Hamburger Cyclassics ist er bereits los, die ARD prüft, ob sie Sponsorengelder auf juristischem Weg zurückverlangen kann. Und Zabel rechnet selbst mit weiteren unangenehmen Folgen.

Dabei hat er in bester Dopertradition gehandelt, denn seine Vergehen sind sportrechtlich verjährt. Vor diesem Hintergrund sind die Aussagen, er wolle seine innere Ruhe wiederfinden und wieder in den Spiegel schauen können, auch durchaus mit Vorsicht zu genießen.

Hat Zabel aber Doping genau deshalb gestanden, wäre das menschlich nachvollziehbar und irgendwo auch glaubhaft. Wer sich selbst so tief im Dickicht der Lügen verfangen hat, für den gibt es irgendwann nur noch die Flucht nach vorn. Bleibt zu hoffen, dass Zabels Geständnis diesmal tatsächlich allumfassend ist und nicht in ein paar Jahren wieder von der Wirklichkeit eingeholt wird. Das ist Erik Zabel nicht nur der Öffentlichkeit, sondern vor allem sich selbst schuldig.

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