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Kommentar: Verlorene Unabhängigkeit

Es hört sich ja fortschrittlich an. Doch Claus Vetter ist gegen Profischiedsrichter im Eishockey

Es hört sich ja fortschrittlich an. Am Montag stellte die Deutsche Eishockey Liga (DEL) bereits ihren dritten Profischiedsrichter ein, und die Liga sieht sich jetzt natürlich auf dem Weg der absoluten Professionalisierung. Irgendwann werden nur noch Menschen auf dem Eis die Entscheidungen fällen, die in ihrem Leben sonst nichts anderes machen. Und wer sich mehr mit etwas beschäftigt, muss ja zwangsläufig besser als der sein, der sich weniger damit beschäftigt – oder?

Nein, im Falle eines Schiedsrichters muss es nicht zutreffen. Ein Unparteiischer, der nebenbei noch im zivilen Berufsleben Verantwortung hat, bekommt dadurch womöglich sogar eine stärkere Unabhängigkeit als jemand, der sich ausschließlich in seiner Sportszene bewegt. Und dass ein bezahlter Schiedsrichter unbedingt ein besserer Spielleiter ist als ein Amateur, diesen Nachweis gab es im deutschen Eishockey noch nicht: Die zunehmende Geschwindigkeit gerade in dieser Sportart macht es Schiedsrichtern immer schwerer, Entscheidungen zu fällen – im Eishockey hilft selbst der Videobeweis manchmal nicht weiter. Wann ein Foul ein Foul ist, bleibt letztlich doch immer Entscheidung des Individuums. Also Ansichtssache. Es wird immer Diskussionen über Schiedsrichterentscheidungen geben. Und der Unsicherheitsfaktor Mensch wird eben nicht ausgeschaltet, indem er bezahlt wird.

Mit der Nominierung ihres dritten Profischiedsrichters macht die DEL vor allem eines: Sie suggeriert ihren Amateuren unter den Unparteiischen, dass sie Schiedsrichter zweiter Klasse sind.

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