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Sport: Konkurrenz belebt den Sturm

Der Umbau bei Hertha BSC hält an: Der Australier Nikita Rukavytsya ist schon der neunte Zugang

Der Druck auf den Neuen war gleich von der ersten Sekunde an hoch. Vor dem Mannschaftshotel von Hertha BSC sollte sich Stürmer Nikita Rukavytsya vorstellen. In einem gemütlichen Rahmen zwar, im Schatten und auf einer saftigen Almwiese hatten die Funktionäre von Hertha BSC gestern im Trainingslager im Allgäu ein paar Stühle aufgestellt, aber gleich vor aller Ohren: Trainer Markus Babbel, Manager Michael Preetz, Präsident Werner Gegenbauer, die versammelte Berliner Presse und sein Konkurrent im Angriff, Rob Friend, alle waren so still, dass nur noch die Glocken der abseits grasenden Kühe zu hören waren, als Rukavytsya über sich und seine Ziele sprechen sollte.

Der Australier aber blieb einfach locker, im Plauderton erzählte er dies und das, Hertha sei ein großer Klub, Berlin eine große Stadt, der Trainer ein großer Name. Eben das, was man als Fußballer so sagt, frisch bei einem neuen Verein. Für einen 23-Jährigen schaffte er das allerdings mit einer erstaunlichen Gelassenheit, zurückgelehnt in seinem Stuhl, die Arme lässig neben dem Körper baumelnd. Und der Name, wie spricht man den bitteschön aus? Rukavytsya winkt ab. „Just call me Ruka – or Nick.“

Aufmerksame Fußballfans dürften Mitte Juni schon einmal über den für Australier ungewöhnlichen Namen gestolpert sein. Bei der WM in Südafrika wurde der gebürtige Ukrainer in der 64. Minute im Spiel gegen Deutschland eingewechselt, beim Stande von 0:2. Viel ausrichten konnte er nicht mehr, aber das hat Manager Michael Preetz nicht von seinem Interesse an Rukavytsya abgehalten. In dessen Zeit beim belgischen Klub KSV Roselare (vier Tore in acht Erstligaspielen) habe er schon Gefallen an dem vielseitigen Stürmer gefunden, erzählte Preetz. Und als Rukavytsya dann ablösefrei zu haben war, „da haben wir zugegriffen“. Der Niederländische Meister Twente Enschede hatte Rukavytsya zuvor nach Belgien verliehen. Bei Hertha unterschrieb Rukavytsya einen Dreijahresvertrag.

Dass sich der sechsmalige australische Nationalspieler gleich vorbei an dem im Sturm gesetzten Rob Friend in die Startelf spielen wird, ist so gut wie ausgeschlossen. Zumal der Trainer ein System mit nur einer echten Spitze und drei sehr offensiven Mittelfeldspielern dahinter plant, ein 4-2-3-1. Rukavytsya könnte eher als Alternative zu Friend von der Bank aus ins Spiel kommen, wenn die Berliner in Führung liegen und auf Konter spielen können. Friend nämlich ist ein sogenannter Stoßstürmer, der mit seinen 1,95 Meter Flanken braucht, um diese dann im Strafraum zu verwerten. Der zwölf Zentimeter kleinere Rukavytsya hingegen sei „sehr schnell“ (Babbel) – und der Trainer will sich auch nicht auf eine Position für den neuen Mann festlegen, der in der Offensive wohl auf allen Positionen spielen könne. „Mit ihm wird der Konkurrenzkampf im Kader einfach größer. Es soll sich keiner sicher sein können, dass er spielt“, sagt Babbel.

Am heutigen Donnerstag wird Rukavytsya das Training mit den Kollegen aufnehmen, die seit der Messung ihrer schlechten Laktatwerte vor gut einer Woche täglich drei harte und vor allem laufintensive Einheiten absolvieren müssen. Am Testspiel gegen den Siebtligisten TSV Kottern gestern konnte er nach seinem 27-stündigen Flug aus Australien noch nicht teilnehmen. Ohne Rukavytsya gewannen die Berliner das Spiel 2:0.

Rukavytsya ist Herthas neunter Zugang für die kommende Saison. Ob er der letzte ist, bleibt weiter offen. Manager Preetz wollte sich auf Nachfrage nicht festlegen. Gut möglich, dass Gojko Kacar und Adrian Ramos den Klub noch verlassen werden. Recht wahrscheinlich ist, dass die Berliner Daniel Beichler, ein 21-jähriges Angriffstalent von Sturm Graz, verpflichten werden. Ob noch mehr Konkurrenz kommt oder keine mehr, Nikita Rukavytsya nimmt es gelassen hin und zuckt mit den Schultern.„I am happy.“

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