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Mirko Slomka wirkt in Hannovers Krise ratlos.

© dpa

Krise bei Hannover 96: Der Zauber ist verloren

Trainer Mirko Slomka wirkt in seiner bisher schwierigsten Situation als 96-Trainer ratlos und gerät in die Kritik. Der bestaunte Konzepttrainer hat keine erkennbare Spielidee mehr.

Von Christian Otto

Gegen Inszenierungen in eigener Sache hat Mirko Slomka selten etwas einzuwenden. Drei Jahre lang, in denen es unter seiner Regie zu erstaunlich vielen Siegen gereicht hatte, glänzte er im Fernsehen als eloquenter Gesprächspartner. Aber die jüngsten Großaufnahmen halten Bilder voller Ratlosigkeit fest. Sie zeigen einen Trainer von Hannover 96, der enttäuscht auf seinem Platz hockt. Die Hand gibt dem Kinn Halt, die Mimik kann den Frust nicht mehr verbergen. „Wir bekommen dumme Tore und machen blöde Sachen“, sagte Slomka nach dem 1:3 beim Hamburger SV. Die Auswärtspleite wirft Fragen auf, die Slomka nicht mehr mit einem Lächeln beantworten kann und die seiner Zukunft in Hannover gelten.

Dumm und blöd – solche Wörter nimmt Slomka eigentlich so gut wie nie in den Mund. Dumm nur, dass nach sieben Spielen ohne Sieg und der desaströsen Auswärtsbilanz mit sechs Niederlagen bei sechs Versuchen die Lage richtig blöd geworden ist. „Es gibt keine Trainerdiskussion. Aber das ist sicherlich die schwierigste Situation für Mirko Slomka bisher“, sagt Präsident Martin Kind. Im Januar 2010 hatte er Slomka in großer Not engagiert. Nach anfänglichen Schwierigkeiten und zwei Spielzeiten mit Höhenflügen bis in die Europa League war der Trainer zum Liebling der Fans aufgestiegen. Doch Slomkas Bonus ist längst aufgebraucht.

Wie es dazu kommen konnte, dass eine konterstarke Mannschaft ihren Zauber gänzlich verliert und ein eben noch bestaunter Konzepttrainer keine Lösungen mehr findet, kann niemand schlüssig erklären. „Es liegt definitiv nicht am Trainer, sondern an der Mannschaft“, sagt Mittelfeldspieler Leon Andreasen. Mit vier Platzverweisen und 35 Gelben Karten stellt Hannover die unfairste Mannschaft der Liga. Zum Mangel an Fairness gesellt sich der Verlust einer erkennbaren Spielidee. In Hamburg versuchte es das Team immer wieder mit lang geschlagenen Bällen. Überfallartige Angriffe? Gibt es nicht mehr. Kreative Ideen? Nicht in Sicht. Die Leichtigkeit? „Auswärts war die noch nie da“, gesteht Torhüter Ron-Robert Zieler.

Die Spieler und ihr Trainer leiden darunter, dass sie den hohen Erwartungen nicht mehr gerecht werden. Klubchef Kind hat den teuersten Kader der Vereinsgeschichte genehmigt, weil er auf Dauer europäisch spielen möchte. Um die entsprechenden Lösungen und Visionen dafür zu entwickeln, trainiert Slomka gerne unter Ausschluss der Öffentlichkeit. Früher wäre das als kluges Taktieren gewertet worden. Heute wird dem Trainer unterstellt, er verstecke sich. Der grüne Sichtschutz, der den Trainingsplatz lückenlos umspannt, trägt in jedem Fall zu einer weiteren Entfremdung zwischen Spielern und Fans bei.

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