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Krise des Meisters: VfL Wolfsburg: Harte Arbeit statt Hackentricks

Mit Demut machen sich Manager Hoeneß und Trainer Köstner daran, Wolfsburg aus dem Tief zu führen.

Von Christian Otto

Das Motto des Tages ist perfekt auf seine Trainingsmethoden abgestimmt. Die Fußballprofis des VfL Wolfsburg sollen, so möchte es Lorenz-Günther Köstner gerne, heute endlich wieder „Gas geben“. Der neue Übergangstrainer des Deutschen Meisters gibt zwölf Tage nach der Entlassung von Armin Veh sein Heimdebüt. Wer viel läuft und auf dem Platz richtig Gas gibt, findet Köstner, der könne doch auch gegen den FC Bayern München eine Überraschung schaffen. Um für die heutige Aufgabe gut gerüstet zu sein, hat der 58-Jährige seine Spieler Medizinbälle durch das Wolfsburger Schneegestöber schleppen lassen. Harte Arbeit ist ihm deutlich lieber als schöne Hackentricks.

Das Duell des Meisters mit den Rekordmeister steht für die Schnelllebigkeit des bezahlten Fußballs. Es ist genau zehn Monate her, dass die Wolfsburger auf ihrem Weg zum Titel die Bayern mit einem 5:1-Heimsieg gedemütigt haben. Das dabei erzielte Tor des Jahres, ein abgerutschter Hackentrick von Grafite, gehört zu jenen Geniestreichen, die sich schlecht wiederholen lassen. „Dieses Tor bleibt immer in meinem Kopf“, versichert Stürmer Grafite. In der Tabelle aber bleiben die Wolfsburger eine Mannschaft, die nicht annähernd mit dem FC Bayern mithalten kann – die verkorkste Saison scheint bereits zu den Akten gelegt. „Wir wollen hier in Ruhe etwas aufbauen“, meint der neue VfL-Boss Dieter Hoeneß.

Statt einer großen Einkaufstour, mit der viele seiner Kritiker gerechnet haben, kümmert sich Hoeneß um die Konsolidierung einer schwächelnden Fußballfirma. Das Tagesgeschäft wie ein Duell gegen die Bayern soll seinen Blick für das Wesentliche nicht trüben. Um Zeit zu gewinnen, lobt Hoeneß Tag für Tag die Arbeit von Köstner, der die bei den Spielern so verhassten Methoden des Meistermachers Felix Magath gnadenlos kopiert – noch so lange, bis den entscheidenden Männern im benachbarten Volkswagen-Hochhaus ein Trainer mit Perspektive präsentiert werden kann.

Hoeneß hat auch angekündigt, dass er mit einem neuen Trainer eine neue Mannschaft aufbauen will, die international mitspielt. Das heißt: Obwohl viele Verträge langfristig verlängert worden sind, spielen einige auf Bewährung. „Aber wir brechen hier nichts übers Knie und machen keine Investitionen mit Gewalt“, sagte der starke Mann an der Spitze der VfL-Geschäftsführung. „Es macht keinen Sinn, im Winter zu wüten.“

Der fünf Millionen Euro teure Brasilianer Réver von Gremio Porto Alegre ist Hoeneß einziger Einkauf während der Winterpause. Gegen Bayern sitzt Réver wegen eines Mittelhandbruchs nur auf der Tribüne. Der Innenverteidiger kann aus sicherer Entfernung beobachten, ob eine der zuletzt erfolglosesten Mannschaften der Liga gegen die angriffslustigen Münchener wirklich wieder Gas gibt.

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