zum Hauptinhalt

Sport: Kunst gewinnt

Deisler und Ballack schießen die Bayern zum Sieg

Sebastian Deisler wunderte sich. „Eigentlich darf dieser Ball doch gar nicht reingehen“, sagte der Mittelfeldspieler des FC Bayern München. Manchmal freilich fliegt ein Fußball etwas ungewöhnliche Wege. Einen Freistoß, immer noch seine Spezialität, hatte Deisler getreten, Torentfernung rund 20 Meter. Der Ball schien in der gegnerischen Mauer hängen zu bleiben. Doch Deisler hatte wohl ein bisschen mit dem Unerwarteten spekuliert. Tatsächlich machten Daniel van Buyten und Bernardo Romeo eine Lücke frei, der Ball flog dort hindurch. Torwart Martin Pieckenhagen reagierte noch, warf sich in die bedrohte Torecke. Der Ball prallte an den Pfosten, von dort an Pieckenhagens Schulter und trudelte dann weiter ins Netz. Eine Verkettung unglücklicher Umstände zum glücklichen Ende für die Münchner: Knapp 20 Minuten vor Schluss führte der FC Bayern beim Hamburger SV mit 2:0 – und diese Führung brachte die Mannschaft von Trainer Felix Magath vor 55 500 Zuschauern in der ausverkauften AOLArena mühelos über die Runden.

Doch die rechte Zufriedenheit kehrte bei Magath auch nach dem Abpfiff nicht ein. „Bis zum 0:2 war der HSV die bessere Mannschaft, wir mussten uns ziemlich wehren“, sagte der Bayern-Trainer. Das trifft sicherlich zu – aber nur für eine rund 20-minütige Phase unmittelbar nach der Pause. Da machten die Hamburger wirklich Druck. Doch die Gastgeber, allen voran Bernardo Romeo, waren zu unentschlossen, um das Tor von Oliver Kahn in Bedrängnis zu bringen. „Es lief phasenweise schon ganz gut bei uns, aber wir haben auch viele kleine Fehler gemacht“, urteilte Kahn.

Dass die Bayern nicht in allzu große Not gerieten, lag auch daran, dass die Mannschaft nach verteiltem und keineswegs hochklassigem Beginn wie aus dem Nichts die Führung schaffte. Der junge Hamburger Collin Benjamin hatte in der Bayern-Hälfte leichtfertig den Ball an Zé Roberto verloren. Zé Roberto sah, dass die gesamte HSV-Abwehr in der Vorwärtsbewegung war. Und er lief los. Nach 50 Metern schob er den Ball quer auf den mitgelaufenen Michael Ballack und nach dessen Flachschuss aus 18 Metern streckte sich Pieckenhagen vergeblich.

Der HSV hielt dagegen, „vom Kampf, von der Aggressivität her, haben wir alles angenommen“, sagte Trainer Klaus Toppmöller. Nur: Der fußballerische Unterschied zwischen Bayern und Hamburg liegt offenbar beim Personal. Felix Magath verwies zu Recht darauf: „Die höhere Qualität der Einzelspieler hat den Ausschlag gegeben.“ Den Spielkünsten eines Michael Ballack oder eines Sebastian Deisler hat der HSV individuell nichts Gleichwertiges entgegenzusetzen.

-

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false