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Sport: Kuranyi kämpft

Werder Bremen scheitert an Schalkes Spielsystem

Die weite, blaue Hose mit der Nummer 22 zeigte alle Spuren des Kampfes. Grüne und braune Verfärbungen bezeugten zahlreiche engagierte Grätschen. Die Stutzen, bis zur Unterkante der Hose hochgezogen, boten ein ähnliches Bild. Kevin Kuranyi hatte gekämpft an diesem Abend, das konnte man deutlich sehen. Und der Einsatz lohnte sich, Schalke 04 gewann auch dank Kuranyi 2:0 bei Werder Bremen. Die Topteams der Fußball-Bundesliga hatten damit die interne Hierarchie festgelegt. „Wenn du gegen spielstarke Mannschaften wie Bremen nicht kämpfst, gewinnst du auch nicht“, sagte Kuranyi.

Das ist grundsätzlich keine neue Erkenntnis. Neu ist nur, dass sie auch den Schönwetterfußballer Kuranyi erreicht hat. Der transportiert sein Image unter anderem als Werbeträger für Nutella. In einem TV-Spot für die Schokoladencreme sitzt Kuranyi mit seinen Nationalmannschaftskollegen Jansen, Borowski und Friedrich frisch geduscht und adrett frisiert am Frühstückstisch. Saubermänner unter sich, Künstler, keine Arbeiter.

Mirko Slomka, der Schalker Trainer, kennt seinen Spieler natürlich besser. Dass Kuranyi jedem Ball hinterhergehe, sei doch nicht neu, das mache er immer und das müsse er auch. „Gerade weil wir mit drei Spitzen spielen, ist es erforderlich, dass die Stürmer nach hinten arbeiten.“

Damit beschrieb Slomka das Erfolgsrezept seines Teams. Schalke spielte 4-3-3, ein System, das zugleich offensiv und defensiv ist. Sobald Werder im Ballbesitz war, machten die Schalker die Räume eng. Jeder Werder-Spieler hatte so immer zwei Gegner. Auf diese Weise provozierte Schalke Fehlpässe und nutzte sie zu Kontern. Peter Lövenkrands traf bei solchen Gegenstößen zweimal.

Slomka scheint die ideale Taktik gegen das berühmte Bremer Angriffsspiel gefunden zu haben. Kein Wunder, dass der Trainer sehr gerne über den zweimaligen Torschützen Lövenkrands sprach. „Er eröffnet uns eine neue Option, den Steilpass.“ Und ganz nebenbei entlastet der Däne seinen Kollegen Kuranyi vom Druck, Tore schießen zu müssen.

„Schalke ist öffentlich zuletzt zu wenig beachtet worden“, sagte Werders Sportdirektor Klaus Allofs. Während alle über Bayern und Bremen sprachen, haben die Schalker eine meisterfähige Mannschaft aufgebaut, die dem Titel so nahe ist wie seit Frühjahr 2005 nicht mehr. Aber genau die Erinnerung an damals macht den Bremern auch wieder Mut. Damals besiegte Schalke den FC Bayern zwar 1:0 und lag mit drei Punkten Vorsprung an der Spitze – dann aber brach das Team noch heftig ein.

Steffen Hudemann[Bremen]

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