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Sport: Kuriose Wende

Wie Kölns Basketballer kurz nach ihrem Rückzug aus der Bundesliga doch die Rettung feiern konnten

Mit der Kreation eines stilgerechten Ambientes haben sich die Köln 99ers am Mittwoch große Mühe gegeben. Der Tisch unter der Korbanlage im Energy Dome ist mit kleinen Blumengestecken und Mini-Basketbällen dekoriert, in der Mitte steht die Trophäe, die der Basketball-Bundesligist für den Gewinn des BBL-Pokals 2007 erhalten hat. Eine Erinnerung an den letzten großen Triumph.

Am späten Dienstagnachmittag hatte es ja bereits so ausgesehen, als sei dem Klub nicht viel mehr geblieben als verklärte Gedanken an eine glorreiche Vergangenheit, denn das bei der Basketball-Bundesliga (BBL) vorgelegte Konzept zur Finanzierung bis zum Saisonende bewerteten sowohl der insolvente Klub als auch der Gutachterausschuss der Liga als unzureichend. Die BBL kommunizierte bereits die Streichung des Teams von Trainer Sasa Obradovic aus dem Wettbewerb und annullierte alle Begegnungen mit Kölner Beteiligung.

Was folgte, war eine kuriose Wende, die sich bereits am Dienstagabend vor dem Uleb-Cup-Spiel gegen BC Khimki Moskau (72:91) vollzogen hatte: Die Begegnung sollte eigentlich gar nicht mehr stattfinden, ehe das Spiel unerwartet doch ausgetragen wurde. Und plötzlich erklärte der Verein sogar euphorisch, dass er gerettet sei.

Die für die Dramaturgie verantwortlichen Leute sind der Hamburger Geschäftsmann Jürgen Wollny sowie der Kölner Unternehmer Anton Bausinger. Wollny ist bereits bei den am Montag vorgelegten Rettungsplänen eine entscheidende Person gewesen. Er erklärte sich zur Investition einer „sehr namhaften Summe“ bereit, wie Insolvenzverwalter Norbert Heimann sagt. Allerdings forderte er, dass sich auch in Köln ansässige Firmen an dem Projekt beteiligen. So wäre es gelungen, mehr als die laut Klubangaben bis zum Saisonende benötigten 800 000 Euro bereitzustellen. „Ich wollte es nicht alleine machen, weil ich hier kein Netzwerk und keine Basis habe“, sagte Wollny. Zuletzt ist er geschäftsführender Gesellschafter bei der „Nordcapital-Unternehmensgruppe“ gewesen, die unter anderem in der Schifffahrts-, Immobilien- und Luftfahrtbranche tätig ist.

Doch in Köln fanden sich keine Partner, deshalb verzichtete auch Wollny – das Aus der 99ers schien besiegelt. Anton Bausinger wollte sich damit nicht zufrieden geben. Er ist der Bauunternehmer, auf dessen Geländer der Energy Dome steht, und hatte den Basketballern bereits die Hallenmiete bis zum Saisonende erlassen. Bausinger schaffte es kurzfristig, einen „Freundeskreis“ ins Leben zu rufen, der die 99ers finanziell unterstützt. Daraufhin signalisierte auch Wollny wieder seine Bereitschaft und plötzlich hatten die Kölner sogar mehr Geld als erforderlich, die Rede ist von etwa einer Million Euro. Es wird eine neue Gesellschaft mit noch nicht näher definierter Rechtsform gegründet, deren Träger Bausinger und Wollny sind. Kölns Sportdirektor Stephan Baeck und Manager Jens Brämer sind als Geschäftsführer eingeplant.

Die Basketball-Bundesliga hat mit der neuen Situation kein Problem, sie hat sich juristisch sogar gegen eventuelle Beschwerden abgesichert. „Die Kölner haben erklärt, auf ihre Lizenz verzichten zu wollen“, erklärte Geschäftsführer Jan Pommer, „doch dieser Verzicht muss von uns zunächst einmal angenommen werden.“ Dies sei jedoch nicht geschehen, weil es laut Pommer „im unmittelbaren zeitlichen Umfeld einen Widerruf gegeben hat und es damit nichts mehr gab, was wir hätten annehmen können“.

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