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Kurioser Sponsor: Friede im Stadion

Ab Mitte März wird ein österreichisches Bestattungsunternehmen einen Fußball-Zweitligisten sponsern. Der Geschäftsführer hat keine Sorge, dass der Eindruck erweckt werde, sein Verein werde zu Grabe getragen: "Wir spielen ja trotzdem dynamisch."

Beim Fußball gehe es nicht um Leben und Tod, sondern um viel mehr, hat Bill Shankly, der frühere Trainer vom FC Liverpool, einmal gesagt. Im Stadion vom FC Gratkorn in Österreich geht es zumindest um Bestattungen. Pax steht dort auf der Bande, zu Deutsch: Friede. So heißt ein österreichisches Bestattungsunternehmen, das ab Mitte März Hauptsponsor des Zweitligisten Gratkorn wird. Kleinsponsor ist Pax schon seit etwa zwei Jahren, zur vollen Zufriedenheit seines Klubs, wie Präsident Elmar Fandl erzählt. Den Pax-Geschäftsführer seiner Region, Gerhard Bajzek, kennt Fandl schon seit Jahren. Bajzek hat eine Dauerkarte für den FC Gratkorn, „beim Tratschen im Vip-Bereich kamen wir dann auf diese Idee“, sagt Fandl.

Der Gedanke an den Tod im Fußballstadion – befremdlich ist das allemal, ja, der Gedanke könnte sogar pietätlos wirken: Immer wieder ereignen sich Unglücksfälle auf dem Feld. So brach im Dezember 2007 der schottische Spieler Phil O’Donnell während des Spiels zusammen und starb auf dem Weg ins Krankenhaus. Unter Fußballfans gibt es Gewalt, die mitunter tödlich endet. Und auch jenseits von Hooligantum bergen Fußballspiele ein ähnlich erhöhtes Risiko für einen Herzinfarkt wie Erdbeben, ergab zumindestens eine Untersuchung des Uniklinikums in München.

„Abseitige Überlegungen sind das“, findet Präsident Fandl, zumindest habe sich noch nie ein Fan beschwert. Auch hat er keine Sorge, dass mit so einem Sponsor der Eindruck erweckt werde, sein Verein werde zu Grabe getragen: „Wir spielen ja trotzdem dynamisch.“

Für Bajzek von Pax gibt es sogar eine Parallele zwischen dem Klub und seinem Unternehmen: Beide müssten kämpfen; Pax – trotz des Namens – als privater Anbieter um einen Platz in der Bestattungsbranche und der FC Gratkorn mit seinem niedrigen Budget gegen die anderen Klubs. Und davon abgesehen, gerade so ein fröhliches Großereignis wie ein Fußballspiel sei dazu angetan, den Menschen die Schwellenangst vor dem Tod zu nehmen.

Nach Ansicht von Peter Cardorff, der mit „Der letzte Pass“ ein Buch über die Trauerkultur im Fußball geschrieben hat, ist das Fußballfeld ohnehin ein Ort, das einen „heiligen Ernst“ erzeugt. Und gerade in Österreich, das mit dem morbiden Charme seiner Hauptstadt kokettiere, liege die Kopplung von Fußball und Tod nahe. Auch hier hat Wien den Anfang gemacht, mit der „Friedhofstribüne“ im Stadion des Wiener Sportclubs, gefeiert mit dem Spruch: „Am Friedhof sind wir alle gleich, auf der Tribüne auch“.

Und tatsächlich, Bajzek kann die ganze Aufregung nicht verstehen, der Tod gehöre eben dazu. Schließlich, sagt er, habe auch jedes Kreuzfahrtschiff eine Kühlzelle für Tote.

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