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Sport: Kurz vor Schluss: Der Traum ist aus

Deutschland verliert durch Tore in der 119. und der 120. Minute 0:2 gegen Italien und verpasst das Finale

Es war das Duell der Serien. Auf der einen Seite der Mythos von der Unschlagbarkeit der deutschen Elf in Dortmund, die in 14 Auftritten noch nie im früheren Westfalenstadion verloren hatte. Auf der anderen die von der Unschlagbarkeit der italienischen Elf, die in einem Pflichtspiel noch nie gegen Deutschland verloren hatte. Den gestrigen Abend hat nur eine davon überlebt: In einem intensiv geführten Halbfinale besiegte Italien die deutsche Mannschaft durch zwei Tore kurz vor Ende der Verlängerung 2:0 (0:0, 0:0). Deutschland trifft nun am Samstag im Spiel um Platz drei auf den Verlierer des anderen Halbfinales zwischen Portugal und Frankreich, Italien steht zum ersten Mal seit 1994 wieder im WM-Endspiel.

Im Vergleich zum Viertelfinale gegen Argentinien tauschte Bundestrainer Jürgen Klinsmann zwei Spieler der Startformation aus. Den wegen seines Faustschlags gesperrten defensiven Mittelfeldspieler Torsten Frings ersetzte er durch den Dortmunder Sebastian Kehl. Auf der linken Mittelfeldseite spielte überraschend der Bremer Tim Borowski für Bastian Schweinsteiger. Marcello Lippi musste erneut auf seinen verletzten Verteidiger Alessandro Nesta verzichten, für den Marco Materazzi auflief.

Die erste Chance des Spiels hatte Italien. Francesco Totti trat einen Freistoß aus etwa 30 Metern direkt aufs Tor, stellte aber den deutschen Schlussmann Jens Lehmann vor keine großen Probleme. In der Folge hatte die deutsche Mannschaft mehr Spielanteile, allerdings ohne sich entscheidend in Richtung des gegnerischen Tores durchsetzen zu können. Die Italiener spielten überraschend offensiv und versuchten, durch lange Steilpässe zu Torchancen zu kommen. In der 16. Minute funktionierte das nach einem vorangegangenen Handspiel Andrea Pirlos im eigenen Strafraum. Nach zwei, drei schnellen Kombinationen lief Luca Toni allein auf Lehmann zu, der jedoch lange stehen blieb und den Ball abwehrte.

Die deutsche Mannschaft kam dem Torerfolg in der 21. Minute erstmals nahe, als der agile Lukas Podolski den Ball nach Kehls Flanke volley über das Tor schlug. Danach übernahmen die Italiener unter den lärmenden Unmutsbekundungen der meisten der 65 000 Zuschauer die Kontrolle über das Duell der beiden dreimaligen Weltmeister. Vor allem das Fehlen von Frings erwies sich als wirkliche Schwächung, weil sein Ersatzmann Kehl zwar in der Offensive einige Akzente setzte, in der Defensive aber nicht so sehr mit den Innenverteidigern harmonierte wie zuletzt Frings. Die Italiener nutzten diese Disharmonie immer wieder geschickt aus und erarbeiteten sich viele ihrer gefürchteten Standardsituationen und einige Chancen. In der 31. Minute rettete Christoph Metzelder vor dem einschussbereiten Toni. Drei Minuten später kam die deutsche Elf zu ihrer zweiten Möglichkeit – die bis dahin größte des Spiels. Bernd Schneider stand nach einem Zuspiel von Miroslav Klose frei vor dem italienischen Keeper Gianluigi Buffon. Doch der Leverkusener demonstrierte, warum er in seiner langen Karriere erst ein Länderspieltor erzielt hat, und schoss knapp über das Tor.

In der zweiten Halbzeit erhöhte die deutsche Mannschaft die Intensität und errang die Dominanz über das Spiel – auch, weil gleichzeitig die Aktionen der Italiener etwas an Genauigkeit einbüßten. Kurz nach Wiederanpfiff endete Kloses Solo durch die italienische Verteidigung erst bei Buffon. In der 63. Minute wehrte der Torhüter einen Drehschuss von Podolski nach einer schönen Hereingabe von Schneider ab.

Die Mannschaft von Marcello Lippi zog sich immer weiter zurück und wirkte bei Temperaturen um die 30 Grad ein wenig müde. Keine der beiden Mannschaften kam noch zu großen Einschussgelegenheiten. Die beste hatte Michael Ballack acht Minuten vor Schluss der regulären Spielzeit, als er einen Freistoß aus 18 Metern über das Tor schoss. Wie schon gegen Argentinien ging das Spiel in die Verlängerung.

Gleich zu Beginn der Extraspielzeit musste die deutsche Mannschaft zwei brisante Momente überstehen. Zunächst setzte sich der eingewechselte Alberto Gilardino auf der rechten Seite gegen Metzelder durch und scheiterte aus fünf Metern am Innenpfosten, nur Sekunden später traf Zambrotta nach einem Eckball die Latte. Deutschland brauchte lange, um danach zurück ins Spiel zu kommen. In der 105. Minute kam Podolski frei zum Kopfball, platzierte ihn aber rechts daneben. Nach dem Wechsel musste Buffon nach einem Schuss des Neu-Bayern retten.

Lippi setzte alles auf eine Karte und ließ in Gilardino, Vincenzo Iaquinta und Alessandro Del Piero drei Stürmer spielen. Es zahlte sich aus. Der Traum der Deutschen vom Finale in Berlin war zwei Minuten vor Schluss zu Ende. In der 119. Minute traf Fabio Grosso zum 1:0, zwei Minuten später schoss Del Piero die deutsche Mannschaft endgültig aus dem ersehnten Endspiel und fährt nun selbst am Sonntag nach Berlin.

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