zum Hauptinhalt

Sport: Langsam ernährt sich die Alba-"Raupe"

Schritt für Schritt nähern sich die Berliner den Play-offs VON SEBASTIAN ARLT Berlin.Am Ende waren die Basketballer von Alba Berlin am Boden.

Schritt für Schritt nähern sich die Berliner den Play-offs VON SEBASTIAN ARLT

Berlin.Am Ende waren die Basketballer von Alba Berlin am Boden.Nicht am Boden zerstört, sondern auf den Knien rutschten die Spieler in der Formation "Raupe" übers Parkett der Max-Schmeling-Halle und feierten so gemeinsam mit den fast 9000 Zuschauern in der ausverkauften Max-Schmeling-Halle den 70:65 (43:38)-Erfolg über Maccabi Tel Aviv in der Europaliga.Und einer Raupe gleich treten die Berliner in dem europäischen Wettbewerb der besten Teams auch auf.Langsam ernährt man sich, langsam nähert man sich dem Ziel, am Ende mindestens den vierten Platz in der Zwischenrundengruppe zu erreichen, der zur Teilnahme an den Achtelfinal-Play-offs berechtigt. Doch zu großer Euphorie ist nach dem siebten Sieg kein Anlaß, darüber scheinen sich auch Trainer und Spieler im klaren zu sein."Noch ist überhaupt nichts entschieden, noch kann jeder jeden schlagen." Kapitän Henrik Rödl ergänzte: "Der Sieg war zwar wichtig, aber er sagt noch gar nichts." Viel zu eng liegen Mailand, Berlin, Moskau, Tel Aviv und Piräus beieinander, als daß man sich schon sicher sein könnte.Sascha Obradovic, der nach seinem dritten Foul bereits nach zehn Minuten wieder einmal - bis zur Halbzeit - eine längere Zwangspause auf der Bank einlegen mußte, setzt vor allem auf die Stärke der Berliner in der Abwehr: "Wenn wir richtig unsere Defense spielen, schlägt uns keiner." Aber die "Albatrosse" vergaßen auch nicht, daß bei Tel Aviv zwei sehr wichtige Spieler, Brad Leaf und Alphonso Johnson, gefehlt haben.Henrik Rödl: "Mit den beiden wäre es vielleicht anders gelaufen." Schon möglich.Als Ausrede wollte Maccabis Trainer Zvi Sherf das Fehlen des Duos nicht gelten lassen: "Die Geschichte des Basketballs lehrt uns, daß Mannschaften gewinnen können, auch wenn zwei sehr gute Spieler fehlen." In der ersten Erregung sah Sherf, der für seine Temperamentsausbrüche in den europäischen Hallen bekannt ist, jedoch in den beiden Schiedsrichtern die Schuldigen für die Niederlage des 36maligen Israelischen Meisters und legte sich nach der Schlußsirene auch noch massiv mit seinem Trainerkollegen Svetislav Pesic an.Der Alba-Coach konterte kühl: "Sherf und ich sind gute Freunde, aber er kann nicht verlieren, das ist sein Problem." Mancher hat jedoch auch mit dem Gewinnen so seine Probleme.Als in den letzten Sekunden - die Fans standen schon lange auf den Sitzen - Henning Harnisch den Ball hatte, war er so "verliebt" in das runde Spielgerät, daß er weder weiterspielte oder selbst warf, sondern die Sekunden überglücklich und genüßlich verstreichen ließ.So wurde die Chance vergeben, vielleicht noch zwei oder sogar drei Punkte zuzulegen, die in der Endabrechnung - beim direkten Vergleich zwischen Alba und Maccabi Tel Aviv - noch wichtig sein können."Ich weiß auch nicht, das war ein völliger Blackout von mir", gestand Harnisch."Natürlich sollte Henning werfen, aber er war schon zufrieden, was soll man da machen?", sagte Pesic und nahm die Sache wenigstens nach außen hin mit Humor."Natürlich sind sieben Punkte Differenz besser als fünf, schließlich sind zwei große Kuchen ja auch besser als ein kleiner." Wie vergleichsweise unwichtig viele Dinge sein können, wurde einem bewußt, als Zvi Sherf gefragt wurde, ob sich denn der Bombenanschlag auf dem Busbahnhof von Tel Aviv negativ auf die Leistung seiner Spieler ausgewirkt habe."Nein", antwortete Sherf, "wir sind daran gewohnt."

SEBASTIAN ARLT

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false