zum Hauptinhalt

Sport: Langsam nach vorn

Von Frank Bachner Monaco. Drei Stunden vor dem Rennen wird Sven Hannawald auftauchen.

Von Frank Bachner

Monaco. Drei Stunden vor dem Rennen wird Sven Hannawald auftauchen. Im Motorhome von McLaren-Mercedes werden sie den Skispringer an einen der Bistrotische setzen, damit die Fotografen auch ihre Bilder vom Sieger der Vierschanzen-Tournee bekommen. Hannawald ist schließlich auf Einladung eines McLaren-Sponsors in Monaco. An dem Tisch werden natürlich auch David Coulthard und Kimi Räikkönen sitzen, die McLaren-Mercedes-Piloten. Dann bleibt nur noch wenig Zeit bis zum Start des Großen Preises von Monaco (Sonntag 14 Uhr, live in RTL und Premiere), aber vielleicht stößt Coulthard den Skispringer in einer stilleren Ecke mal an und fragt: Sag mal, wie bist du denn aus deinem Tief gekommen? Hannawald war schließlich auch mal ziemlich weit unten.

David Coulthard ist nicht ganz unten, aber er ist auch nicht oben. Jedenfalls nicht ganz oben, und nur das zählt für ihn. „Ich will Weltmeister werden“, hatte er vor der Saison verkündet. Das ist ein Standardspruch, vor allem wenn man für McLaren fährt. „Ich kann es immer noch schaffen“, verkündete er, als Michael Schumacher, der Weltmeister, in der WM-Wertung schon klar in Führung lag. Aber jetzt hat Coulthard gerade zehn Punkte, liegt auf Platz fünf, kämpft nur noch darum, sich nicht endgültig lächerlich zu machen.

Und nirgendwo kann er das besser als hier, in Monaco. 2000 hat er das Rennen gewonnen, 2001 hatte er die Poleposition, fuhr in diesem Jahr auch die schnellste Runde. Da passte noch der Spruch von Mercedes-Sportchef Norbert Haug: „David braucht nur einen Erfolg, dann kann er den großen Durchbruch schaffen." Aber dann versagte Coulthards Startautomatik, und seine Aufholjagd wurde von Arrows-Fahrer Enrique Bernoldi gestoppt, der den Schotten partout nicht vorbei lassen wollte. Für die Startautomatik kann Coulthard genauso wenig wie für Bernoldis Sturheit. Oder dafür, dass er in diesem Jahr wieder in einem pannenanfälligen Auto fährt. Aber das zählt nicht. Zumindest nicht für die Fans, Journalisten und Konkurrenten.

Sie sehen ihn so wie einst die englische Formel-1-Legende Stirling Moss: „Er ist eine ausgezeichnete Nummer zwei, aber halt nur eine Nummer zwei.“ Sie haben in gewisser Weise nicht Unrecht: Nicht einmal nach seinem zweiten Platz in der vergangenen Weltmeisterschaft und Mika Häkkinens Abgang ist der Schotte die Nummer eins im Team. Der zweimalige Weltmeister und interne Rivale macht eine Babypause. Seinen Platz nahm aber Kimi Räikkönen ein. Ein Finne, der erst seit gut einem Jahr in der Formel 1 fährt. Coulthard hat in bisher sieben Qualifying-Duellen viermal gegen ihn verloren.

„Ich kann in einem guten Auto immer noch gewinnen“, sagt Coulthard, und bestimmt glaubt er daran. Aber im neuen McLaren „habe ich kein Gefühl beim Bremsen“. Wer so fährt, riskiert nicht alles. In Imola wurde er von Michael Schumacher sogar überrundet, solche Bilder bleiben haften. Auch deswegen kämpft Coulthard verbissen um Anerkennung. Wahrscheinlich ist die teamintern größer als angenommen. Aber auch, dass er 2001 nach dem Training im Motorhome angeblich erstmals vor Häkkinen duschen durfte, hat an seinem Image wenig geändert.

Dazu ist jetzt der richtige Zeitpunkt. McLaren-Mercedes hat ihm ein Auto gegeben, dessen Heck ständig ausbricht, weil es vorne zu viel Abtrieb hat. Die Probleme sind bis jetzt nicht behoben. Teamchef Ron Dennis begründet die Krise mit dem schwachen Motor, während Mario Illien, der Motorenbauer, auf McLarens schlechte Fahrzeugkonstruktion verweist. Zweimal schied Coulthard aus, fünfmal sogar Räikkönen. Also sagt Coulthard: „Ich bringe jetzt meine ganze Erfahrung ein, um die Situation zu verbessern." Wenn er das angeschlagene Team aus der Krise führt, dürfte ihm das eine Menge Respekt einbringen.

Und tatsächlich geht es voran, gestern wäre Coulthard beinahe auf die Poleposition gefahren. Erst in letzter Sekunde wurde er von Williams-Fahrer Juan Pablo Montoya verdrängt, ließ aber Weltmeister Michael Schumacher hinter sich. Ein Sieg scheint möglich. Für Coulthard, Wohnsitz Monaco, hätte er nebenbei auch praktische Vorteile. Beim Dinner mit Prinz Albert von Monaco bat Coulthard nach seinem Sieg von 2000, doch bitte mal zu prüfen, ob man nicht seine Strafzettel vernichten könnte. Seit damals dürften sich schon wieder einige Knöllchen angesammelt haben.

NAME

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false