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Lars Ricken: Dortmunds Idol betreut und schützt die Jungstars

Borussia Dortmund ist mit der jüngsten Mannschaft der Bundesliga-Geschichte Deutscher Meister geworden. Da kommt Nachwuchs-Koordinator Lars Ricken besondere Bedeutung zu.

Es ist schon eine Weile her, dass Lars Ricken sein Abitur abgelegt hat, und doch gab es keine Berührungsängste, als er sich jetzt wieder auf der Schulbank niedergelassen hat. Der Nachwuchs-Koordinator von Borussia Dortmund erwirbt gerade in der Sportschule Oberhaching vor den Toren von München seine A- und B-Lizenz als Trainer. Der ehemalige Nationalspieler hat sich nie ausschließlich über seinen Beruf als Profifußballer definiert, sondern nebenher BWL studiert oder in Düsseldorf einen Abschluss als Sport-Manager und im Sport-Marketing abgelegt.

Ricken hat seine Karriere mit 32 Jahren beendet. Ohne Hinterausgang. „Ich wollte einen klaren Schnitt.“ Der ist vollzogen, seit zwei Jahren arbeitet er als Funktionär vor allem hinter dem Schreibtisch. Sein neuer Job ist vielschichtig, „was ich mache, nennt man, glaube ich, Trouble-Shooter“. Ricken fungiert als Bindeglied zur Profiabteilung, führt Verhandlungen mit Spielern, deren Eltern und Berater und kümmert sich um die mittelfristige Karriereplanung der Talente. Hilfreich ist der enge Draht zu Trainer Jürgen Klopp, Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke und Sportdirektor Michael Zorc, einem alten Weggefährten aus erfolgreichen Tagen.

Sein Verein, dem Ricken seit nunmehr 20 Jahren angehört, ist mit der jüngsten Mannschaft der Bundesliga-Geschichte Deutscher Meister geworden. Der von allen handelnden Personen propagierte Jugendstil ist das ideale Betätigungsfeld für einen Nachwuchs-Koordinator, der als junger Spieler selbst kometenartig durch die Decke schoss und in schwindelerregender Eile vom Jugendspieler zum Star wurde. Auch deshalb sieht sich der Ur-Dortmunder als guter Berater, schließlich hat er vieles von dem, was auf die heutige Generation einstürmt, selbst hinter sich. Borussia Dortmunds Geschäftsführer Hans-Joachim Watzke hält Ricken für „die Idealbesetzung auf dieser Position, als gelebtes Vorbild für die, die er verpflichten soll“. So kann er einem wie dem 18-jährigen Shootingstar Mario Götze wertvolle Ratschläge geben. „Gerade bei Mario und mir sind die Gemeinsamkeiten in den sportlichen Lebensläufen ja enorm groß.“

Aber es gibt auch Unterschiede. 1997, als Ricken den BVB mit seinem legendären Tor gegen Juventus Turin zum Gewinn der Champions League schoss, „da waren Mehmet Scholl und ich doch die ersten Teenie-Idole des Fußballs“. Niemand wusste, wie man verantwortungsvoll mit dem ganzen Hype umgehen sollte. „Heute können unsere jungen Spieler und wir auf ganz andere Erfahrungswerte zurückgreifen“, sagt Ricken. Das erleichtert den dosierten Einstieg in die Karriere. Andere Dinge haben sich dagegen verschärft. Zum Beispiel der Trend, dass bereits 13- und 14-Jährige mit eigenen Beratern auflaufen. „Offenbar ist es für Spieler und Eltern sexy, einen Berater zu haben“, sagt Ricken. Er hält diese Tendenz für „keinen wünschenswerten Teil des Geschäfts, aber wir müssen damit klarkommen“. Rund 100 Millionen Euro pro Jahr werden im deutschen Profifußball an Berater bezahlt, Tendenz steigend.

Ein Business, das nur dann floriert, wenn eifrig Spieler hin und her transferiert werden. Gerade bei so vielen Hochveranlagten, wie sie Borussia Dortmund im Kader hat, steigen die Begehrlichkeiten. Dem setzen sie in Dortmund Werte wie Tradition und Vereinstreue entgegen, die niemand glaubwürdiger vertreten kann als Persönlichkeiten wie Lars Ricken und Michael Zorc. Zudem, so Ricken, „ist hier nicht alles Romantik, hier werden auch ordentliche Gehälter gezahlt“.

Es könnte also tatsächlich funktionieren, diese tolle Mannschaft gegen die Regeln des Marktes zumindest mittelfristig zusammenzuhalten. Lars Ricken glaubt daran, weil es Argumente gibt, die über das rein Monetäre hinausgehen. „Die Spieler merken, dass sie Teil von etwas Einmaligem sind“, sagt er. „Etwas, das sie in dieser Form in ihrer Karriere nie wieder erleben werden. Und da wollen sie dabei sein.“

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