zum Hauptinhalt

Sport: Lasst euch überraschen

Hertha BSC hat eine unerwartet gute Vorrunde gespielt und gefällt sich in der Rolle des Außenseiters

In den Urlaub dürfen sie trotzdem noch nicht. Die Vorrunde ist vorbei, Hertha BSC steht in der Fußball-Bundesliga unerwartet gut da, einem längeren Weihnachtsurlaub stünde eigentlich nichts im Wege. Doch die Profis von Hertha BSC sind gestern nach Saalbach-Hinterglemm in Österreich gefahren – ins Trainingslager. Vor ihrem Weihnachtsurlaub sollen die Spieler dort noch eine Woche lang beim Skilanglauf aktiv regenerieren, schon ein bisschen Grundlagentraining für die Rückrunde machen und natürlich auch feiern. Der Abend dafür ist schon fest eingeplant.

Es war ein gutes Jahr für Hertha BSC. Damit ist nicht nur die am Samstag mit dem 1:0-Sieg in Hannover erfolgreich abgeschlossene Vorrunde gemeint, sondern das gesamte Jahr 2004. „Wir haben in der Rückrunde der vergangenen Saison 26 Punkte geholt, jetzt in der Vorrunde 28. Nur in dem halben Jahr davor haben wir katastrophalen Fußball gespielt“, sagt Manager Dieter Hoeneß. Der neue Trainer Falko Götz habe die von seinem Vorgänger Hans Meyer begonnene Arbeit konsequent fortgesetzt. Schönen Fußball hat Hertha BSC nicht gespielt, als es mit Hans Meyer in der Rückrunde den Abstieg verhinderte, das hatte niemand erwartet. Auch in vielen Spielen dieser Vorrunde überzeugte vor allem die Defensive. Und am Ende stimmte das Ergebnis.

Hertha gewinnt, ohne zu begeistern. Die meisten Fans sind zufrieden damit. Sie bleiben realistisch und vorsichtig, auch wenn die Qualifikation für den Uefa-Cup erreichbar scheint. Trainer Falko Götz geht davon aus, dass die Mannschaft in der Rückrunde noch stärker spielt. Dennoch wird das Saisonziel nicht geändert. „Uns ist die Entwicklung der Mannschaft in diesem Jahr wichtiger als die Platzierung. Das Ziel bleibt ein einstelliger Rang“, wiederholte Dieter Hoeneß auch nach dem Sieg in Hannover. Gegen einen Uefa- Cup-Platz würde er sich aber „auch nicht wehren“. Es scheint, als wollen die Verantwortlichen auch in der Rückrunde möglichst lange die Situation auskosten, als positives Überraschungsmannschaft zu gelten, die in einem Jahr des Umbruchs und Neuaufbaus nichts erreichen muss, aber viel erreichen kann.

Einen wesentlichen Faktor dafür, dass Hertha bereits in diesem Jahr wieder um die internationalen Startplätze mitspielen kann, sieht der Manager darin, dass die Profis wieder zu einem Team geworden seien. „Hier passt jeder zu jedem“, sagt Abwehrspieler Dick van Burik. Auch Kapitän Arne Friedrich ist davon überzeugt, dass „hier etwas zusammenwächst“. Dabei dürfte der Kader bereits in der Rückrunde ein wenig anders aussehen als jetzt. Michael Hartmann und Marko Rehmer können den Verein schon im Winter verlassen, ein neuer Stürmer wird wohl noch kommen. Dieter Hoeneß fährt etwas später nach Saalbach-Hinterglemm, weil er in Berlin „noch einiges zu erledigen hat“.

Das Trainingslager in Österreich hat vor allem einen sportwissenschaftlichen Hintergrund: Die Spieler sollen nach den Belastungen der vergangenen Wochen nicht direkt auf der Couch landen. Auch die verletzten Alexander Madlung (Außenbanddehnung), Giuseppe Reina (Muskelfaserriss) und Nando Rafael (Oberschenkelzerrung) fahren mit, um sich behandeln zu lassen.

Arne Friedrich fehlt hingegen, weil er mit der Nationalmannschaft nach Asien reist. Gilberto muss einen Gerichtstermin in Brasilien wahrnehmen, und Marcelinho und Josip Simunic dürfen einen Tag früher als die anderen in den Urlaub fahren. Neben dem regenerativen Training soll die Woche in Österreich auch noch einen anderen Zweck erfüllen. Die Verantwortlichen wollen das neue Teamgefühl stärken und das wiedergewonnene Selbstbewusstsein in der Mannschaft konservieren, bevor es in die Winterpause geht.

Am 23. Januar, wenn Hertha beim VfL Bochum spielt, steht das erste von 17 Spielen auf dem Programm, in denen Hertha wieder da landen kann, wo es in den Jahren 1999 bis 2003 stand. Unter den ersten fünf.

Zur Startseite

showPaywall:
false
isSubscriber:
false
isPaid:
showPaywallPiano:
false