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Sport: Last-Minute-Flieger

Der Kellner schiebt ratternd einen wackeligen Teewagen durch die Hotellobby. Ausgerechnet jetzt dieser Lärm, denkt sich Dieter Hoeneß.

Der Kellner schiebt ratternd einen wackeligen Teewagen durch die Hotellobby. Ausgerechnet jetzt dieser Lärm, denkt sich Dieter Hoeneß. Am Mobiltelefon hat Herthas Manager gerade einen Mann, von dem er nicht irgendetwas will. Hoeneß sucht instinktiv ein ruhigeres Plätzchen und findet es draußen vor der Tür. Mal sieht man Hoeneß heftig den Kopf schütteln, seine rechte Hand flehend heben, dann wieder nicken. Noch ein paar Schritte, eine kleine Drehung. Es kann dauern.

Zum Thema Fotostrecke I: Bilder der Saison 01/02 Fotostrecke II: Hertha Backstage Mittags in Marbella, im Trainingslager. Die Fußballer von Hertha BSC trudeln zum Essen ein. Nachmittags haben sie frei. Hoeneß verjüngt Hertha derweil weiter. Trond Fredrik Ludvigsen heißt der 19-jährige norwegische Spieler, den Hoeneß haben will. Vor zwei Stunden hatte der Manager seinem Amtskollegen beim FK Bodö Glimt ein neues Angebot gefaxt. Diesen Herrn hat er am Telefon.

Alles muss jetzt schnell gehen. Gerade noch fristgerecht war das Stürmertalent auf die Transferliste gesetzt worden. Um null Uhr lief Mittwoch früh die Frist dafür ab. Bis morgen Abend müssen die Verträge beim Deutschen Fußball-Bund vorliegen, soll der Vereinswechsel noch in der Winterpause stattfinden. Plötzlich steckt Hoeneß das Telefon ein, kommt wieder rein und strahlt. "Der Trond macht sich auf den Weg hierher", sagt der Manager. In Marbella soll der Wunschkandidat medizinisch untersucht werden. Dann soll Ludvigsen einen Viereinhalbjahresvertrag unterzeichnen. Die Ablöse liegt bei "knapp unter zwei Millionen Euro", sagt Hoeneß. Ludvigsen wäre nach Jan Halvorsen (1990 bis 1991) und Kjetil Rekdal (1997 bis 2000) Herthas dritter Spieler aus Norwegen.

Im November hatte Ludvigsen beim Probetraining vorgespielt. "Er ist schnell, beidfüßig und hat enormen Zug zum Tor", sagte damals Trainer Jürgen Röber. Davon konnte sich auch der AS Monaco überzeugen, bei dem der flinke Norweger ebenfalls vorgespielt hatte. Schließlich waren noch Bordeaux und Rosenborg Trondheim an einer Verpflichtung Ludvigsens interessiert.

Bei seinem bisherigen Verein sowie im norwegischen U-21-Nationalteam spielte Trond Fredrik Ludvigsen einen klassischen Rechtsaußen. Sein Vorteil ist seine Flexibilität. "Er käme auch als Spitze in einem System mit nur zwei Angreifern zurecht", sagt Jürgen Röber. Dieter Hoeneß hat andere Sorgen. "Es waren zähe Verhandlungen, aber es sieht ganz gut aus", sagt er und macht sich auf zum Essen. Da läuft ihm vielleicht der Kellner mit dem Teewagen über den Weg. Mit dem hat er noch ein Wörtchen zu wechseln.

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