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Erste Sprünge in Barcelona. Die Siebenkampf-Olympiasiegerin Carolina Klüft qualifizierte sich als Zwölfte gerade noch für das Weitsprungfinale am Mittwoch.

© dpa

Leichtathletik-EM: Olympia im Geiste

Barcelona spielt mit der Erinnerung an 1992 – auch die Deutschen denken gern daran zurück.

Barcelona - Als es endlich Nacht war, als man die Wasserfontänen links und rechts an der Plaça Espanya nur noch schemenhaft erkennen konnte, da kamen die Akrobaten. Sie tauchten an der senkrechten Wand auf, an Seilen gesichert, von oben, wie aus dem Nichts. Wie Käfer, die an einer Wand entlang krabbeln, drehten und wendeten sie sich, von Schweinwerfern beleuchtet. Mit einer großen Show eröffnete Barcelona die Leichtathletik-Europameisterschaften offiziell. 75 Minuten Spektakel: Feuerwerk, Lightshow, das ganze Programm. Es war die Nacht zum Dienstag, kurz nach Mitternacht, und vor der Bühne, auf dem großen Platz am Rande des Olympiaparks, feierten und klatschten mehrere zehntausend Fans. Schon zwei Stunden vor Beginn war der Platz nahezu voll, eine friedliche, entspannte Atmosphäre.

Nur kann man dieses Bild kaum hochrechnen; schwer zu sagen, wie intensiv die Spanier diese EM annehmen werden. Unter den Tausenden am Espanya-Platz waren viele Ausländer. Auf jeden Fall hat sie eine historische Dimension, diese EM. Im selben Stadion, wo 1992 die Olympischen Spiele stattfanden, kämpfen auch jetzt die europäischen Athleten um Medaillen. Das wuchtige Stadion, der Park, das alles verströmt noch ein bisschen diesen Geist von 1992.

Diesen Geist haben sie auch im deutschen Teamhotel beschworen, zur Einstimmung auf die Wettkämpfe. Die Teamleitung hat noch mal Jubelszenen auf einer riesigen Leinwand gezeigt, den Triumph der vier deutschen Olympiasieger in Barcelona. Silke Renk (Speerwerfen), Heike Drechsler (Weitsprung) und Heike Henkel (Hochsprung) haben für deutsche Glanzlichter gesorgt, und natürlich Dieter Baumann, der Schwabe, der mit seinem furiosen Endspurt das 5000-Meter-Rennen gewann. Seine ausgestreckten Arme, sein aufgerissener Mund, sein Schrei in den Nachthimmel über Barcelona, das alles sollte auch die besondere Atmosphäre dieser Stadt, dieses Stadions transportieren.

Für die spanischen Fans könnte sich die Erinnerung an Olympia mit der aktuellen, hervorragenden Stimmung mischen. Alberto Contador hat gerade zum dritten Mal die Tour de France gewonnen, Spanien ist vor ein paar Wochen Fußball- Weltmeister geworden. Alles wunderbar, jetzt müssen nur noch die Leichtathleten nachlegen. Chancen gibt es dazu eigentlich genug. Die vergangenen drei Europameister über 5000 Meter kamen ausnahmslos aus Spanien, auch jetzt gelten Spanier als die großen Favoriten. Und im Marathon liegen die Hoffnungen unter anderen auf Nacho Caceres und Rafa Iglesias. Nur die Hitze macht allen zu schaffen. „Die Wetterbedingungen werden sehr hart sein. Hitze und hohe Luftfeuchtigkeit sind die großen Probleme“, stöhnte Iglesias.

Die Hälfte aller Karten sind schon vor Beginn der Europameisterschaften verkauft worden, bei ein paar Entscheidungen werden zusätzlich viele Spanier ins Stadion strömen. Bei den 3000 Meter Hindernis der Frauen zum Beispiel. Da kämpft Marta Dominguez um Gold. Weltmeisterin ist sie schon.

Am Dienstagmorgen waren die Ränge im Olympiastadion noch ziemlich leer. Und als die die Geher über ihren 20 Kilometer langen Rundkurs durch die Innenstadt wackelten – aus Gründen der Volksnähe, die Sportler sollen noch näher zu den Menschen kommen – gab es noch einige Lücken am Streckenrand. Aber es war schließlich auch Dienstagmorgen.

Am Sonntag um 10 Uhr wird es anders aussehen. Da beginnt der Marathon der Männer. Für den spanischen Topläufer Caceres ein besonderes Highlight. Er kommt aus Barcelona.

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