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© AFP

Leichtathletik: Noch ein Gold für Bolt - und noch ein Weltrekord

Jamaikas Sprintstaffel hat mit Usain Bolt in Peking die 4x100 Meter in der Weltrekordzeit von 37,10 Sekunden gewonnen - und was sonst noch bei den Leichtathleten geschah.

Zum Abschluss gönnte sich André Niklaus noch einen Stadionrundgang. Als er sich von seinem 1500 Meter-Rennen etwas erholt hatte, spazierte er gemeinsam mit seinem Zehnkampfkollegen Michael Schrader durchs Nationalstadion von Peking „Wir haben uns mal in Ruhe das olympische Feuer angeschaut, ganz ohne Hektik, einfach mal was für die Seele", sagte der Berliner. Als Achter hatte er den Zehnkampf beendet, Schrader als Zehnter. Als sie gemeinsam weiter schlenderten, rauschten auf einmal vier Männer an ihnen vorbei, die es so eilig hatten wie kein Quartett vor ihnen. Die jamaikanischen Sprinter verbesserten in der 4x100-Meter-Staffel den bestehenden Weltrekord der Amerikaner gleich um drei Zehntel auf 37,10 Sekunden. Die USA hatte diesen Weltrekord vor 15 Jahren bei den Weltmeisterschaften in Stuttgart aufgestellt. Jamaikas Sieg nun bedeutete auch die dritte Goldmedaille für Usain Bolt bei diesen Olympischen Spielen.

Mit etwas Abstand waren auch vier Deutsche den Jamaikanern auf den Fersen. Ihre Staffel mit Tobias Unger, Till Helmke, Alexander Kosenkow und Martin Keller kam als fünfte ins Ziel. „Das ist ein super Ergebnis für uns. Wir hätten schon deutschen Rekord laufen müssen, um hier eine Medaille zu gewinnen, aber ich denke, wir haben hier das Maximum rausgeholt", sagte Unger. Die Leistung der Jamaikaner hatte er erwartet, „ich hätte sogar damit gerechnet, dass sie unter 37 Sekunden laufen", sagte Unger. In den vergangenen Tagen hatte er sich mehrfach über das schlechte Dopingkontrollsystem in Jamaika beklagt. „Wir brauchen einfach gleiche Bedingungen", sagte er. Alexander Kosenkow musste als dritter Läufer der Staffel gegen Usain Bolt laufen, der nun in allen drei Finals bei diesen Spielen Weltrekord lief. „Da kann man nichts machen", sagte Kosenkow. Und Bolt sagte: „Ich habe vor dem Rennen zu unseren Jungs gesagt: Wir werden es heute machen" – und meinte den Weltrekord. „Jamaika ist jetzt der Mittelpunkt der Sprintwelt", sagte Asafa Powell, der für seine Staffel ins Ziel rannte.

Jamaika - kein Maßstab für die Deutschen

Jamaika wollen die Deutschen jedoch nicht als Maßstab nehmen. „Wir müssen auf uns schauen, und vielleicht ist im nächsten Jahr bei der Weltmeisterschaft mit dem eigenen Publikum im Rücken noch mehr drin", sagte Unger. Auch die deutsche Frauensprintstaffel mit Annett Mollinger, Verena Sailer, Cathleen Tschirch und Marion Wagner erreichte gestern Platz fünf, und die vier Läuferinnen waren darüber genauso zufrieden wie die Männer. „Wir sind einfach nur glücklich über unser Ergebnis", sagte Schlussläuferin Wagner. Sie war so konzentriert, dass sie gar nicht das Missgeschick der Jamaikanerinnen mitbekam. Bei ihnen klappte der letzte Wechsel nicht, als große Favoritinnen gestartet blieben sie ohne Ergebnis – es war die einzige Medaille im Sprint bei diesen Olympischen Spielen, die nicht nach Jamaika ging. Den beiden amerikanischen Sprintstaffeln war schon im Vorlauf das gleiche Missgeschick passiert, sie scheiterten am letzten Wechsel.

Etwas weniger zufrieden als die Sprinter waren wohl die beiden deutschen Stabhochspringer im Finale, Danny Ecker und Raphael Holzdeppe. Tim Lobinger war schon in der Qualifikation gescheitert. Sie kamen nicht an ihre Saisonbestleistungen heran, Holzdeppe wurde mit übersprungenen 5,60 Meter Achter, Ecker schaffte zehn Zentimeter mehr und landete auf Platz sechs. Nur fünf Zentimeter mehr und der Leverkusener wäre Dritter geworden. „Bronze war heute so einfach zu holen", sagte Ecker. Im vergangenen Jahr bei den Weltmeisterschaften in Osaka hatte es noch zu dieser Medaille gereicht. Olympiasieger wurde der Australier Steve Hooker, er schaffte sogar 5,96 Meter.

Nach seinem Hallen-Weltmeistertitel im vergangenen Jahr wieder eine bedeutende Medaille zu gewinnen bleibt auch das Ziel von Zehnkämpfer Niklaus. Das wird er sich vielleicht im nächsten Jahr für die WM in seiner Heimatstadt Berlin vornehmen. Mit den Bedingungen in Peking kam er nicht so richtig zurecht, nicht so gut wie er Amerikaner Bryan Clay, der Olympiasieger im Zehnkampf wurde. „Am ersten Tag Monsun, am zweiten Tag Sahara-Trockenheit, das schlaucht", sagte Niklaus. Sein Fazit war trotz verpasster Bestleistung ein zufriedenes: „Der Ausreißer nach oben hat gefehlt, aber wir sind wieder einmal vorne dran gewesen. Wir haben unsere Körper durchgeschleppt durch die zwei Tage, das haben nicht alle geschafft. Mit etwas Glück wären wir noch ein bisschen weiter nach vorne gekommen." Wenigstens hat seine Kraft noch für einen olympischen Erinnerungsspaziergang gereicht.

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